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Gymnasiale Kriegsbegeisterung und vaterländischer Opfertod 1914-1918 1 S7
Gymnasiasten ums Leben, dazu konnten vier Schlachtorte
lokalisiert werden. Am Anfang starb Leutnant Fässler mit 22
Jahren am 05.04.1918 in Cantigny in der Picardie, Dep.
Somme. Der Tagebericht des Regiments spricht eine deutliche
Sprache: „Ein französischer Angriff wird vom Regiment blutig
zurückgeschlagen. Starkes feindliches Artilleriefeuer schweren
Kalibers liegt während der ganzen Zeit auf unserer Stellung
und verursacht stärkere Verluste an Offizieren und
Mannschaften/' Drei Tage später fallen T. Engler im gleichen
Alter und H. Walther mit 18, als letzter fällt Leutnant Brandl
Geck mit 25 Jahren am 23.10. bei Poix du Nord schon ganz
am Ende der gescheiterten deutschen Großoffensiven kurz
vor dem Waffenstillstand. Für das Offenburger 170er-Regiment
war es die „Große Schlacht", die vom März bis zum November
zwischen St. Quentin, Reims und wieder Bapaume
tobte, wo Ende August der Schüler F. Herp fällt, vorher waren
E. Breinlinger (18), A. Schnaider (19) und J. Wiederkehr (24)
an der Aisne gefallen. Der Einsatz des Regiments fand statt im
Rahmen der vier deutschen Großoffensiven unter General
Ludendorff mit sechs Armeen gegen die alliierten Generäle
Foch, Haig und Pershing und brachte nach dem erzwungenen
Rückzug der deutschen Truppen auf die Siegfriedlinie für
diese 47 800 Mann Verluste und 58300 für ihre Gegner.
Den Schüler L. Ruscher traf am 29.09.1918 ein tödliches
Geschoss in Escaudouevres bei Cambrai, wo Ernst Jünger
einen Monat zuvor bei einem Vorstoß nach Bapaume seine
letzte und schwerste Verwundung erlitt und mit einem Lun-
genschuss ins dortige Feldlazarett eingeliefert werden musste.
Er hatte vorher für seine bisher sechs Verwundungen bereits
das goldene Verwundetenabzeichen empfangen, jetzt kam der
Pour le Merite hinzu. Bei seinem Einsatz im Rahmen der Michaelsoffensive
blieben von der Kompanie seines Hannoveraner
Regiments von 150 Mann nur 63 übrig. Bei H. Mend in
seinen Berichten vom 16. bayer. Res.-Ers.-Regt. „List" fehlen
Bezugspunkte für 1918, weil er als Meldereiter an die Ostfront
versetzt wurde. Brandmayer vom gleichen Regiment beschreibt
für seine Protagonisten das ganze Elend eines grauenvollen
Rückmarschs mit Hunger, der den Ekel gegenüber
Pferdekadavern überwindet, Durst, Dreck und endlosen Fußmärschen
unter stundenlangem Trommelfeuer aus Geschützen
, Maschinengewehren, Minenwerfern und Gewehren.
Diese Lagebeschreibung der grauenvollen Materialschlachten
findet bei Renn ihre Entsprechung aus der Sicht des gequälten
Frontsoldaten, dem nur noch die Kriegskameradschaft in dieser
menschenmordenden Hölle Halt gibt. Renn gibt insge-
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