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Manfred Merker
samt die wenigsten Berührungspunkte zu unseren Schülern,
weil er kaum Lokalitäten für seine Berichte vom Stellungskrieg
nennt, obwohl er bei allen großen Schlachten der Westfront
von der Marne über die Somme und Aisne bis zur Märzoffensive
1918 dabei war. Das gleiche gilt leider auch für Remarques
fiktional dokumentarische Kriegsberichterstattung,
in der er, eindrucksvoll auch für unser Thema, das Szenario
eines für alle Seiten sinnlosen Gemetzels aus der Sicht einer
ehemaligen Gymnasialklasse über vier Jahre mitleidend ausbreitet
. Die Darstellungen der gleichzeitigen anderen Leidensgenossen
, die ebenfalls in ihren besten Jahren an der Westfront
zum Einsatz kamen, ihn „für alle Zeiten gezeichnet"
überlebten und darüber berichteten, können nicht hinzugezogen
werden, sollen hier aber zusammen mit den zitierten
Autoren als Zeitgenossen mit ihren Geburtsdaten genannt
werden, die denen unserer Schüler entsprechen: P. Bamm
(*1897), B. Brecht (*1898), E.Jünger (*1895), W. Flex (*1887), A.
Hitler (*1889), R. M. Remarque (*1898), L. Renn (*1889), C.
Zuckmayer (*1896).
Bewahrtes und entsorgtes Gedenken und ein Rückblick
„Ruhm und Ehre zu gewinnen
ziehn wir mutig in die Schlacht
Einmal müssen wir von hinnen,
vorwärts drum hei Tag und Nacht!"
(Aus einem alten Landsknechtslied, das in der Jugendbewegung
und von den Soldaten beim Marschieren gesungen wurde.)
Ruhm und Ehre waren 1914 in der Motivation der blutjungen
kriegsfreiwilligen Offiziersanwärter des Offenburger Gymnasiums
, ihren Eisernen Kreuzen nach tapferen Einsätzen und den
Todesanzeigen ihrer Familien, der Schule und ihrer Regimenter
und auf ihren Grabsteinen gegenwärtig. Ist es aber, nach Horaz
und Hölderlin, wirklich „süß und ehrenvoll" gewesen, „fürs
Vaterland zu sterben"? Die vielen Fragezeichen, die dieser unheilvolle
Völkerkrieg noch heute aufwirft, stehen nicht nur
hinter den abrupt abgebrochenen Biografien einer Generation,
die durch das unmenschliche Vernichtungswerk mörderischer
Materialschlachten um ihr Lebensglück gebracht wurde. Der
Erste Weltkrieg zog auch einen blutigen Schlussstrich unter
eine Epoche bürgerlichen Wohlergehens, hinter deren Fassade
Selbstherrlichkeit, Großmachtdenken und Militarismus dominierten
. Vielleicht waren diese desaströsen vier Kriegsjahre von
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