Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 183
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Mit Kopfschuss und Uniform zur Konfirmation 1 33

gebrachten republikanischen schwarz-rot-goldenen Fahnen der
ungeliebten neuen Republik am Zwingerpark und in den Messehallen
gegen preußische schwarz-weiß-rote ausgetauscht
worden waren. Nun gab es langwierige Recherchen, um den
Verantwortlichen und seine Handlanger herauszufinden. Ein
Sturm am Vorabend soll eine Rolle gespielt haben, Regimentsvertreter
und städtische Angehörige wurden vorgeladen und
verhört, die Anklage eines Verbandsführers wegen des Verstoßes
gegen das „Gesetz zum Schutz der Republik" wurde
schließlich fallengelassen, weil keinerlei Verbalinjurien nachzuweisen
gewesen waren. Wesentlich kritischer ging die sozialdemokratische
Presse mit der Veranstaltung um. Der Volksfreund
Nr. 184 vom 10. August schreibt unter anderem:

„Im allgemeinen war es der übliche Verlauf derartiger Feiern. Im
Mittelpunkt standen die allbekannten Redensarten: Vaterlandliebe
, Kameradschaft, Treue und Einigkeit Der Fahnennagelüber-
bringer wünschte, dass die neue Fahne wieder im Kampf des
alten Regiments der 172er voran getragen werde. Der nötige Eindruck
wird dann noch geschunden, wenn einige abgetackelte
Offiziere in schmucker Uniform mit dem Klempnerladen an der
teutschen Heldenbrust und dem Monokel ins Auge geklemmt,
auftreten. Zu vorgerückter Stunde, nach 12 Uhr nachts, wurde
von der Musikkapelle das berüchtigte Ehrhardtlied „Hakenkreuz
am Stahlhelm" gespielt, wobei kräftig mitgebrüllt wurde. Von der
Decke hing eine schwarz-weiß-rote Fahne herunter."

Die Stadtverwaltung übernahm trotz allem großzügig die zukünftigen
Kosten für die Unterhaltung und Pflege des Denkmals
, was auch zu Komplikationen führte, weil eines Tages ein
symbolträchtiges Detail am Ehrenmal verschwunden war. Es
stellte sich jedoch als Materialschaden heraus, der durch Or-
tenauer Steinmetzkunst behoben werden konnte.

Nach diesem Flaggenstreit vom August 1927 schloss sich
20 Jahre später ein zweites, weniger harmloses Nachspiel an.
Die Deutschen hatten auch den Zweiten Weltkrieg verloren,
Offenburg wurde nach 1945 von den Franzosen besetzt. Dabei
entdeckte ein Besatzungssoldat an dem 172er-Denkmal an der
Stadtmauer 1946 Details, die „einen sehr deutlichen Vergeltungsgedanken
zum Ausdruck" brächten. Der zuständige Gouverneur
verlangte daraufhin die Entfernung des Denkmals. Er
war aber nach zähen Verhandlungen im Sommer 1947 damit
einverstanden, dass nach Entfernung des hoheitsvollen Adlers
und anderer militärischer Details das Ehrenmal in ein Oken-
denkmal verwandelt würde, das dann am Demokratentag, dem


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