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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 195
(PDF, 98 MB)
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Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18 1 QC

sen (...). Hier wurden die Sünder eine ganze Nacht hindurch
festgehalten. Leider hatte man die Juristen vorher freigelassen.
Gerade für sie, denen das Verhängen von Freiheitsstrafen Lehensberuf
ist, wäre die Erfahrung am eigenen Leihe vielleicht sehr
nützlich gewesen (...).

Die kollerig gewordene Soldateska hatte damit noch nicht ausgetobt
. Sie setzte ihre Jagd auflachende Kinder fort, drang in Häuser
ein, verhaftete einen neunjährigen Jungen und ein vierzehnjähriges
Mädchen, und der erste Held, Herr von Forstner, schlug
bei einer Säbelattacke aufspielende Kinder in einem benachbarten
Dorfe einem lahmen Schustergesellen eine tiefe Wunde in den
Kopf(Fröba, S. 9 f.)

Mühsams Text ist nur eine von vielen literarischen Reaktionen
auf die „Revolution vun Zawere". Joseph Roth und Carl von
Ossietzky, natürlich auch Rene Schickele und Maurice Barres,
nahmen ebenfalls Stellung. Die Empörung war einhellig, und
doch wurden im Januar 1914 die verantwortlichen Offiziere in
Straßburg freigesprochen. Nur drei elsässische Rekruten, die
die Presse über Forstners „Stechprämie" informiert und damit
alles ausgelöst hatten, wurden mit Arrest bestraft. Spätestens
seit diesem Tag war Elsass-Lothringen für Deutschland verloren
, dabei war der erste Schuss noch gar nicht gefallen.

Der Totentanz beginnt

Ein Krieg brach aus, fast hinter unserm Rücken (...). Die Tür flog
auf, jemand schrie: „Krieg!" Wir saßen erstarrt, den Schmerz wie
ein Messer im Herzen, und dann - dann hob es uns auf, wir standen
, ganz verkehrt innen und außen, und während draußen vor
den Fenstern unsere Brüder, unsere Kinder, unsere Freunde ihr
Blut vorbeitrugen, nahmen wir die Teller unseres gemeinsamen
Mahles, die halbgeleerten Gläser, schmetterten sie uns vor die
Füße, warfen die Arme hoch und schrien einander mit rotem
Gesicht Beschimpfungen zu. (Schickele, Bd. 3, S. 11)

Im Vorwort zu seinem Kriegsdrama Hans im Schnakenloch,
entstanden im Sommer 1914, beschreibt Rene Schickele, wie
der Krieg die europäische Familie auseinanderriss. Bezogen
auf Elsass-Lothringen war dies nicht nur eine Metapher, sondern
Alltag: Während Schickeies Neffen zu den französischen
Fahnen gerufen wurden, zog sein Bruder Gustav als deutscher
Soldat ins Feld zog. In seinem Roman Blick auf die Vogesen
(1924) porträtiert er ihn unter dem Namen Ernst Breusch-
heim.


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