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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 196
(PDF, 98 MB)
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196 Stefan Woltersdorff

Auch einige Schriftsteller bekannten sich als kaisertreue
Untertanen, darunter der Elsässer Friedrich Lienhard (1865-
1929). Von seinem thüringischen Wohnort aus feierte er
Deutschlands europäische Sendung (1914). Titel wie Heldentum
und Liehe (1915) und Weltkrieg und Elsaß-Lothringen ("1916) sollten
folgen. Und auch aus Lothringen kamen nationale Töne:
Die deutschstämmige Autorin Ilse Jacobs arbeitete dort an
ihren Lothringischen Geschichten (1930), ein buntes Sammelsurium
von Skizzen, Novellen und Gedichten. Da die Autorin,
wie der Klappentext vermerkt, als „Opfer ihres vaterländischen
Pflichtgefühls" gefallen ist, entstammen alle Texte der Zeit vor
1918 und vermitteln so ein authentisches Stimmungsbild des
deutschnationalen Milieus von Metz während des Krieges.
Neben gut gemeintem Kitsch finden sich zahlreiche, den Krieg
verklärende Passagen, darunter das Gedicht „Auf dem Festungsbahnhof
/Nachtbild". Hier ein Auszug:

Der Bahnhof nachts.

Am letzten Schienenweg, weit hinten,

Der dunkle Schatten dort, der Posten, kennt den Krieg,

Obgleich er nie ins Angesicht ihm sah.

Dicht vor ihm liegt die Eisenader bloß,

Die Blut dem Krieg zum Feuerherzen trägt,

Und die es matt und langsam rückwärts fährt.

Des Krieges Antlitz sieht der Posten nicht.
Er hört den Herzschlag nur, der dumpf und schwer
Von jenen Bergen, die in Nacht versunken,
Herüber dröhnt. Des Ungeheuers Mantel
Fühlt lasten er auf dieser Bahnhofshalle (...).

(Jacobs, S. 7)

Wer französisch dachte oder fühlte, emigrierte oft nach Frankreich
, darunter drei bekannte elsässische Publizisten: Emile
Wettole aus Colmar, Leon Boll aus Straßburg und Pierre
Bucher (1869-1921) aus Gebwiller. In Deutschland wegen Verrats
zum Tode verurteilt, arbeitete Letzterer während des Krieges
im französisch besetzten Oberelsass bzw. bei Beifort für den
Service de renseignement. Andere flüchteten in die innere Emigration
, so der elsässische Schriftsteller Gustave Stoskopf
(1869-1944) oder dessen Landsmann, der Politiker und Publizist
Camille Dahlet (1883-1963), ein Schulfreund Schickeies.
In seinem Roman Blick auf die Vogesen (1927) porträtiert er ihn
unter dem Namen Francois Kern.


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