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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 204
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204 Stefan Woltersdorff

Die Frontsoldaten waren da einen Schritt weiter: Am 11. November
1914 schrieb der Maler und bayerische Unteroffizier Franz
Marc (1880-1916) aus dem westlich von Metz, gleich hinter der
Grenze gelegenen Dorf Hageville an seine aus dem Elsass stammende
Mutter einen Brief voller dunkler Vorahnungen:

Nun tobt dieser fürchterliche Krieg auch bald über ganz Asien,
Persien, China werden unrettbar hineingerissen, und ich glaube
nicht, daß Amerika sich bis zum Ende dem Kamp entziehen
kann. Dieser Weltbrand ist der wohl grausigste Moment der ganzen
Weltgeschichte. (Endzeitll3f.)

Als es Weihnachten wurde, kam es an der Front vielfach zu
Verbrüderungen, doch diese Versuche, den Krieg vorzeitig zu
beenden, wurden rasch niedergeschlagen. Die meisten Soldaten
erfuhren davon nichts, so auch Franz Hessel (1880-1941),
der damals in Straßburg seinen Fronturlaub verbrachte. Der
deutsch-jüdische Schriftsteller war ein großer Verehrer französischer
Kultur, den Krieg zwischen beiden Ländern empfand er
als völlig unerträglich. Seine Kriegsmüdigkeit spricht auch aus
folgenden Zeilen:

Gestern hatte ich Stadturlaub. Ich freute mich so, ein paar Stunden
beim Münster und in alten Gassen zu verbringen. (...) Gestern aber
stand ich fremd mit meinen Soldatenstiefeln auf den Steinen vorm
Münster und sah in das Lächeln der klugen Jungfrauen des Portals
voll Heimweh hinein. Und als ich endlich mit einem Drachentiere
mich emporkrümmte und Anteil bekam an Nische, Mauer, Bau,
wurde ich von einem Leutnant angefahren, den ich nicht gegrüßt
hatte, obwohl er dicht vor mir aus dem Tor trat. Da musste ich
fortgehen von Engel und Kirchmauer. (Hessel, Bd. 1, S. 199 f.)

Walter Flex (1887-1917) hingegen musste den Heiligen Abend
an der Front verbringen. Der promovierte Germanist und
Schriftsteller war von der Wandervogel-Bewegung und ihrem
schwärmerischen Natur- und Nationalgefühl geprägt. Nach seinem
Studium arbeitete er als Hauslehrer, unter anderem in der
Familie Ottos von Bismarck. Im Sommer 1914 meldete er sich
freiwillig. Am Heiligabend des Jahres 1914 las er in einer lothringischen
Dorfkirche seinen Kameraden aus seiner Erzählung
Das Weihnachtsmärchen des fünfzigsten Regiments vor. 1915 wurde
er an die Ostfront versetzt, wo er am 16. Oktober 1917 fiel.

Im gleichen Jahr wurde seine Erzählung Der Wanderer zwischen
beiden Welten (1917) veröffentlicht, die bis 1945 zu den
erfolgreichsten Büchern deutscher Sprache zählte. Ein Schau-


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