Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 220
(PDF, 98 MB)
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220 Stefan Woltersdorff

Unglaubliche (...). Wir sind heraußen wohl genau wie ihr gespannt
auf den Ausgang dieses riesigen Kampfes, den Worte nie werden
schildern können. Ich zweifle keine Minute an dem Fall von Ver-
dun und dem darauffolgenden Einbruch in das Herz des Landes ...
(Briefe vom 27.02. und 02.03.1916 in Marc, S. 151, 153)

Am 4. März 1916 schrieb Marc einen letzten Brief. Am Nachmittag
des gleichen Tages ritt er durch den nahen Laubwald
Richtung Front, wo ihn ein Granatsplitter in den Kopf traf. Er
wurde in Gussainville beigesetzt und ein Jahr später nach Kochel
am See überführt, wo sein Grab noch heute besucht werden
kann.

Für manchen deutschen Soldaten endete der Weg aus Ver-
dun im Spital von Saargemünd. Von der einstigen Kriegsbegeisterung
des hier praktizierenden Arztes und Dichters Alfred
Döblin war nichts geblieben. Bereits am 20. November 1915
hatte er an Waiden geschrieben, die Schlachten wachsen ihm
„zum Halse heraus". Um das Wesen des Krieges zu verstehen,
nutzte er dienstfreie Stunden zu historischen Studien. Aus der
Straßburger Universitätsbibliothek ließ er sich Bücher über die
Kreuzzüge, den 30-jährigen (1618-48), den deutsch-dänischen
(1866) und den deutsch-französischen Krieg (1870) schicken.
1916 begann er mit den Arbeiten am Wallenstein. Am 29. März

1916 schrieb er an Waiden:

Mit den Ohren haben wir die Schlachten um Verdun hier mitgekämpft
; orientiere Dich auf der Karte, wie weit wir von Verdun
sind, und so stark war die Kanonade tags und nachts, daß bei
uns die Scheiben zitterten, daß wir Trommelfeuer unterschieden,
ganze Lagen, Explosionen; ein ewiges Dröhnen, Bullern, Pauken
am westl. Himmel (...). Die Eroberer von Douaumont sind hier in
Ruhestellung, sie ist aber bald zu Ende. Sie erzählen von den ungeheuren
, von uns kaum ausdenkbaren Strapazen der Lagerung
in nassen Wäldern, des Hungerns und Dürstens beim Vorrücken,
weil keine Küchen nachkommen (tagelang!), Wassertrinken aus
Granatlöchern, in denen Grundwasser erscheint, Schneeessen.
(Schock, S. 56 f.)

1917 verschlimmerte sich die Lage weiter. Viele Kollegen Döblins
waren tot oder verwundet. Dass er selbst nicht an die Front
geschickt wurde, verdankte er nur seiner chronischen „Magenaffektion
". Am 12. Januar 1917 nannte er den Krieg „schlimm,
schrecklich, entsetzlich" und am 3. Juni 1917 fügte er hinzu:
„Ich spucke auf ein Kohlenbergwerk, wenn man es mit 100000
Leichen und ebenso vielen andern Werten zu bezahlen hat".


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