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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 221
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Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18

Da die Stadt unter fast täglichen Fliegerangriffen litt, spielte
sich das Leben zunehmend im Keller ab:. Döblins dritter Sohn
Klaus wurde am 20. Mai 1917 während eines Fliegerangriffs im
Keller seines Wohnhauses geboren.

Im Juni 1917 kam es zu einem folgenschweren Streit zwischen
Döblin und seinem Vorgesetzten, dem königlich-bayerischen
Oberstabsarzt Friedrich Ott, der im August seine Versetzung
nach Hagenau zur Folge hatte. Noch im Jahr 1917 begann
Döblin mit der Niederschrift seiner fantastischen Erzählung
Das verwerfliche Schwein, in der er die Umstände seines Abschiedes
verarbeitet.

Zusammenbruch und Waffenstillstand

1913, im Jahr der Zaberner Affäre, hatte der elsässische Arzt
und Pastor Albert Schweitzer (1875-1965) in der französischen
Kolonie Äquatorialafrika (heute Gabun) mit dem Aufbau
eines Urwaldspitals begonnen. Als deutsche Staatsbürger waren
er und seine Frau Helene bei Kriegsbeginn unter Hausarrest
gestellt worden. 1917 wurden sie nach Frankreich deportiert
und bei Bordeaux, später bei Saint-Remy-de-Provence, interniert
. In diesen Kriegstagen formulierte Schweitzer seine Ethik
der Ehrfurcht vor dem Leben.

Im Sommer 1918 wurden er und seine kranke Frau entlassen
. Über Konstanz reisten die beiden nach Straßburg, wo
Schweitzer eine Anstellung als Assistenzarzt und Vikar zu St.
Nicolai fand. Außerdem besuchte er seinen Vater, der Pastor im
oberelsässischen Günsbach war. Der kleine Ort liegt am Ausgang
des Münstertals, zu Füßen des Lingenkopfs, wo seit Jahren
ein Grabenkampf tobte. In seinem Buch Aus meinem Leben
und Denken (1931) erinnert er sich:

Da Günsbach im militärischen Operationsgebiet lag, bedurfte es
vieler Gänge und vieler Gesuche, bis ich die Erlaubnis erhielt,
meinen Vater aufzusuchen. Die Bahn ging nur noch bis Colmar.
Die fünfzehn Kilometer von dort gegen die Vogesen mußten zu
Fuß zurückgelegt werden.

Die also war das friedliche Tal, von dem ich am Karfreitag 1913
Abschied genommen hatte! Dumpf dröhnten Kanonenschüsse
von den Bergen. Auf den Straßen wandelte man zwischen mit
Stroh belegten Drahtgittern wie zwischen hohen Mauern einher.
Sie sollten den feindlichen Batterien auf dem Kamme der Vogesen
den im Tale stattfindenden Verkehr verbergen. Überall ausgemauerte
Stellungen für Maschinengewehre! Zerschossene Häuser!
Berge, die ich als bewaldet in Erinnerung hatte, standen kahl da.


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