Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 225
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0226
Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18

sind die Erinnerungen von Louis Aragon (1897-1982) an den
Nachbarort Bischwiller, die er den Lesern seines Romans La
mise ä mort anvertraut:

Die Leutnants haben eine tägliche Ablenkung erfunden: Bei Einbruch
der Dunkelheit, gegen halb fünf, sechs Uhr gehen sie zur
Straße Richtung Bischwiller, von wo die Mädchen die Milch holen
und wo wir sind. Man fasst sich am Arm, man ziert sich. Diese
Fräuleins sind nicht schüchtern. Auf dem Hinweg, wenn ihre
Töpfe leer sind, lassen sie sich gerne küssen. Unter verschiedenen
Vorwänden gehen wir bis zur Stadt mit: Man braucht ja immer
etwas für die Kantine ... (Aragon, S. 298; Ü: S. W.)

Der lange Weg zum Frieden

Am 10. September 1873 hatte eine Pilgerfahrt auf den Sion-
Vaudemont stattgefunden, Lothringens „Heiliger Berg". Vertreter
des von Deutschland annektierten Elsass-Lothringen
legten „seiner" Jungfrau von Sion eine schwarze Marmorplatte
zu Füßen. In sie war ein zersprungenes Lothringer Kreuz eingraviert
, Symbol der Spaltung der Region, sowie eine Inschrift
in Lothringer „Patois": „Ce name po tojo" (Es ist nicht für
immer). Im Juni 1920, nach der Rückkehr Elsass-Lothringens
zu Frankreich, wurde im Rahmen einer feierlichen Zeremonie,
an der ca. 30000 Menschen teilnahmen, eine weitere Inschrift
enthüllt: „Ce n'ato me po tojo" (Es war nicht für immer). Der
greise Schriftsteller Maurice Barres brachte auf dem Lothringer
Kreuz eine goldene Palme an, die den nun geheilten Riss
verdeckte. Aus dem Altar der Revanche war der des Sieges geworden
. Doch der Friede war noch nicht gesichert:

In einer Sommernacht des Jahres 1936 nahm der Schriftsteller
Paul Ettighoffer (1896-1975) an einem Treffen von Verdun-
Kämpfern aller Nationen teil. Er war ein Bauersohn aus Colmar
, der zunächst in einem Waisenhaus und dann einem belgischen
Jesuitenseminar aufwuchs. 1914 meldete er sich freiwillig
zur deutschen Armee und kämpfte bis Mai 1916 in
Frankreich. Nach mehreren Monaten an der Ostfront kehrte er
Anfang 1917 an die Westfront zurück: nach Verdun. Seine Eindrücke
verarbeitete er in mehreren Romanen, darunter Verdun.
Das Große Gericht (1936). Im Schlusskapitel kommt er auf das
Veteranentreffen zu sprechen:

Fast gespensterhaft wirkt dieser Nachtmarsch der Hunderttausend
über das Trichterfeld. Neben mir gehen zwei Franzosen, ein
Handwerker aus Sedan und ein Winzer aus Burgund, wie ich


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0226