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Deutsche Freimaurerlogen in Straßburg 1871-1919
der ehrwürdigste Br. Herrig, eigens nach Straßburg kam. Der
Tempel befand sich damals in der „Schmiedstube" in der Langestraße
138.10
1879: Audienz beim „Allerhöchsten Protektor"
Im Jahre 1879, Meister vom Stuhl war zwischenzeitlich (Regie-
rungs- und Baurat) Br. Brandenburg, der frühere Meister vom
Stuhl und Gründer der Loge „Zum Tempel des Friedens" in
Metz geworden, besuchte Kaiser Wilhelm I. Straßburg. Bei „al-
lerhöchstseiner Anwesenheit unseres allerdurchlauchtigsten
Protektors" geruhte dieser, eine Deputation der Loge zu empfangen
. Neben dem Wunsch, eine eigene Provinzialgroßloge
für Elsass-Lothringen zu errichten, klagte die Deputation auch
über die räumlichen Verhältnisse (wörtliches Zitat): „Das
schlimmste Hindernis gedeihlicher Entwicklung liege in der
unwürdigen äußeren Gestaltung unseres Logenlokales, welches
sich in einem Wirtshause befinde. Ohne Erbauung einer
auch äußerlich würdigen Bauhütte werde es schwer halten,
hier für die Freimauerei Propaganda zu machen."11
Kaiser Wilhelm I., Protektor der deutschen Freimaurer, soll
der Logendelegation wie folgt geantwortet haben:
„Ich stimme mit dem überein, was Sie Mir früher schon gesagt
und jetzt wiederholt haben, und wünsche, dass Sie bei den
geäußerten Bestrebungen verharren. Ich billige es auch, dass
Sie im Interesse der Versöhnung nach einer größeren Selbständigkeit
in Form einer Provinzial-Großloge streben. Dass das
Äußere dem Inneren entsprechen muss, ist selbstverständlich,
und bin auch Ich der Ansicht, dass ein Wirtshaus für solche
Versammlungen nicht geeignet ist. Streben Sie daher, ein würdiges
Lokal zu bekommen, und berichten Sie Mir über den
Fortschritt Ihrer Bestrebungen. Sie sind freilich in einer schwierigen
Lage, aber verlieren Sie nicht den Mut; lassen Sie die da
draußen nur raissonieren, und halten Sie fest an Ihren Bestrebungen
! Grüßen Sie die Brüder von Mir."12
Die Brüder folgerten daraus:
„Aus dieser Audienz ging dreierlei hervor:
1. Seine Majestät legte großen Wert darauf, dass ein brüderliches
Zusammengehen mit den Eingeborenen erzielt werde.
2. Dass als Mittel dazu eine gewisse, den örtlichen Verhältnissen
Rechnung tragende Selbständigkeit der reichsländi-
schen Logen angestrebt werde, und
3. Dass die Straßburger Loge danach trachten müsse, ein würdiges
Logenlokal zu bekommen."13
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