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Deutsche Freimaurerlogen in Straßburg 1871-1919
Am 26. August 1914 versammelte man sich anlässlich des Ausbruches
des Ersten Weltkrieges zu einer besonderen Tempelfeier,
zu deren Eröffnung Br. Christian Schmitt eigens ein Gebet ver-
fasst hatte. Und auch der „Im Felde weilenden Brüder" wurde zu
Weihnachten 1914 mit einem besonderen Gedicht durch Br.
Christian Schmitt gedacht. Die Loge und ihre Brüder fühlten
deutsch-vaterländisch, auch wenn sich insbesondere die Freimaurerlogen
Straßburgs im Rahmen des „Oberrheinischen
Stuhlmeistertages" für Frieden und Ausgleich eingesetzt hatten.
Zu dieser „Freien Vereinigung Oberrheinischer Stuhlmeister"
fanden sich vor dem Ersten Weltkrieg die Stuhlmeister aus dem
Elsass und Baden, teilweise aber auch Freimaurer aus Stuttgart
und Basel zusammen. „Der Wahrheit und der vorurteilsfreien
Bruderliebe eine Gasse", lautete das Motto einer dieser Zusammenkünfte
1906 - bei der man sich intensiv mit Fragen der Zusammenarbeit
mit dem „Grand Orient de France" befasste.
Nach dem Ersten Weltkrieg - die Deutschen mussten Elsass-
Lothringen verlassen - gingen die meisten deutschen Logen
nach Deutschland in die Emigration, wo sie dem Nationalsozialismus
zum Opfer fielen.
Man fühlte und dachte deutsch, vaterländisch und treu -
doch trotzdem international, offen und brüderlich.
Nachdem man sich im Geiste internationaler Verständigung
bereits 1907 auf der Schlucht (Col de la Schlucht), 1908 in
Basel, 1909 in Baden-Baden, 1911 in Paris, 1912 in Luxemburg
und 1913 in Den Haag getroffen hatte, sollte vom 15. bis
17. August 1914 in Frankfurt am Main die „VII. Internationale
Freimaurer-Zusammenkunft" stattfinden, die wie ihre Vorgänger
unter dem Motto „Im Namen des Friedens und der weltumspannenden
Brüderlichkeit" einberufen worden war.
Der Kriegsausbruch verhinderte dieses Treffen. Noch im
Mai 1914 hatten übrigens Kontakte zwischen der Bayreuther
Großloge „Zur Sonne" (der die meisten der badischen und
württembergischen Logen angehörten) und der englischen
„United Grand Lodge" in London stattgefunden.
Es waren vor allem deutsche und französische Logenbrüder,
unterstützt von Schweizern und Luxemburgern, welche die
Initiatoren dieser sieben internationalen Freimaurertreffen
waren. Diese Treffen haben übrigens eine lange Tradition und
stehen wohl in der Nachfolge der nach dem Erwinsfest 1845
stattgefundenen deutsch-französischen Freimaurertagungen
in Straßburg, über welche in einer zweisprachigen „Handschrift
für Brüder Freimaurer", gedruckt bei Silbermann in
Straßburg, die Freimaurerbrüder beiderseits des Rheins informiert
wurden.
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