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Johannes Schroth - Architekt des Späthistorismus und des Jugendstils
Es ist unmöglich, im Rahmen dieses kurzen Beitrags das umfangreiche
Werk von Johannes Schroth komplett vorzustellen
und angemessen zu würdigen. Dies bleibt einer wünschenswerten
Monografie über den früheren Leiter des Erzbischöflichen
Bauamtes in Karlsruhe vorbehalten, wie es sie über Schroths
Kollegen im Dienst der erzbischöflichen Bauverwaltung Max
Meckel, Ludwig Maier und Adolf Williard bereits gibt.13
Zur Biografie von Johannes Schroth
Schroth wurde am 18. Dezember 1859 in Jöhlingen, heute ein
Ortsteil der Gemeinde Walzbachtal im nördlichen Landkreis
Karlsruhe, geboren. Sein Vater war Zimmermeister.14 Schroth
studierte zunächst Architektur an der Technischen Hochschule
Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für Technologie) und
wechselte dann für ein Semester an die Technische Hochschule
Charlottenburg (heute Technische Universität Berlin). Er verließ
die Hochschule ohne Abschluss.
1884 trat er eine Stelle als Architekt im Erzbischöflichen
Bauamt Heidelberg an, das damals gerade nach Mosbach verlegt
worden war. Leiter der Behörde war Bauinspektor Ludwig
Maier. Sabine Bruss, die Biografin Maiers, berichtet in ihrer
Dissertation von einer Freundschaft zwischen Maier und
Schroth und dessen Besuchen im Hause der Familie Maier.15
Das hielt Schroth im Zusammenhang mit dem Bau der Liebfrauenkirche
in Mannheim (1900-1903) aber nicht davon ab,
ein Konkurrent seines ehemaligen Chefs zu werden und ihm
den Auftrag wegzunehmen.
Eine kirchliche Baubehörde gibt es in der Erzdiözese Freiburg
seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie orientiert
sich am Vorbild der staatlichen Bauverwaltung des Großherzogtums
. 1863 wurden die Erzbischöflichen Bauämter in Karlsruhe
und Freiburg gegründet, zehn Jahre später folgte das Erzbischöfliche
Bauamt Heidelberg, 1884 als jüngste Einrichtung
das Bauamt Konstanz.16 Ab 1894 bis zu seiner Entlassung 1900
war der in der Kölner Dombauhütte ausgebildete Max Meckel,
der Chef der Baubehörde in Freiburg, als Erzbischöflicher Baudirektor
Vorgesetzter aller vier Bauämter.17 Das Modell bewährte
sich nicht, weil es regelmäßig zum Streit mit den Vorständen
der drei anderen Bauämter kam. Angesichts der neuen
Strömungen in der Architektur um die Jahrhundertwende
hatte sich das zentralistische System auch in der staatlichen
Bauverwaltung des Landes Baden überlebt. Nach langen Auseinandersetzungen
mit dem doktrinären Historisten Josef Dürrn
wurde die von ihm geleitete Badische Baudirektion in Karls-
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