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Ulrich Coenen
Pfarrkirche
St. Johannes der
Täufer in Achern-
Wagshurst (Abb.
rechts: Innenansicht).
Fotos: Coenen
orientierte sich stattdessen am Vorbild badischer Architekten.
Schließlich baute Heinrich Hübsch mit dem Westbau des Spey-
rer Doms (1854-58) eines der frühesten Werke der Neuromanik
in Deutschland.
In Schroths Frühwerk, also in den ersten Jahren nach seiner
Ernennung zum Leiter des Erzbischöflichen Bauamtes in Karlsruhe
, überwiegen gotische Formen. Zu seinen ersten Werken
gehört die Kirche St. Michael in Weingarten (heute Landkreis
Karlsruhe), die 1896/97 erbaut wurde. Die dreischiffige neugotische
Basilika mit flach gedecktem Mittelschiff und niedrigerem
Querhaus besitzt einen seitlichen Turm neben der Eingangsfassade
und wurde offensichtlich von Max Meckel beein-
flusst. Dieser fertigte bereits 1894 einen Vorentwurf für die
Kirche, den das Karlsruhe Bauamt unter der Leitung seines
kommissarischen Leiters Schroth ausführen sollte.37 Daraus
entwickelte sich ein Streit, in dem sich Schroth weitgehend
durchsetzte und einen eigenen Entwurf vorlegte. Werner Wolf-
Holzäpfel vermutet aber dennoch zu Recht, dass das gesamte
Frühwerk Schroths unter Kontrolle und Einfluss Meckels gestanden
hat.38
Doch es gibt bereits in Schroths Frühwerk neuromanische
Kirchen. St. Johannes der Täufer in Wagshurst (1898-1901,
heute Stadtteil von Achern) orientiert sich am Vorbild der spätromanischen
Benediktiner-Abteikirche in Schwarzach (Gemeinde
Rheinmünster), die zu Beginn des 13. Jahrhunderts als
spätestes Beispiel der Hirsauer Bauschule errichtet wurde. Allerdings
hat die Pfarrkirche in Wagshurst deutlich geringere Dimensionen
als ihr Vorbild, außerdem ruht der Obergaden dort
auf mächtigen Rechteckpfeilern und nicht auf schlanken
Rundpfeilern wie in Schwarzach. Im Grund- und Aufriss sind
beide Sakralbauten aber weitgehend identisch. Typisch für die
Hirsauer Bauschule, die der cluniazensischen Reform folg-
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