http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0262
Johannes Schroth - Architekt des Späthistorismus und des Jugendstils
dem badischen Staat zu verwalten. Sitz dieser Einrichtung war
die Landeshauptstadt Karlsruhe. Der neuromanische Neubau
sollte Finanzverwaltung und Bauamt in einem Gebäude vereinen
. Das monumentale viergeschossige Eckgebäude war wegen
des spitzwinkligen Grundstücks und des daraus resultierenden
winkelförmigen Grundrisses eine schwierige Aufgabe für den
Planer. Schroths Vorbild ist in gewisser Weise das neuromanische
Gebäude des Erzbischöflichen Ordinariats in Freiburg, das
Raimund Jeblinger als Leiter des dortigen Bauamtes 1903 bis
1906 erbaut hatte. Zwar unterscheiden sich die beiden Bauten
in Grund- und Aufriss völlig, allerdings war das viel beachtete
erzbischöfliche Repräsentationsgebäude in Freiburg für Schroth
ein besonderer Ansporn.
Eine der wichtigsten neugotischen Kirchen steht am Ende
der Hauptschaffensperiode des Architekten, als dieser sich bereits
dem Jugendstil zugewandt hatte. Schroths Entscheidung
für gotische Formen erscheint zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlich
, die großen Projekte der vorherigen Jahre waren, nachdem
er sich vom Einfluss Meckels befreit hatte, im neuromanischen
Stil entstanden. Die Pfarrgemeinde Ottersweier schuf bereits
1895 die räumlichen Voraussetzungen für einen großen Kirchenneubau
, doch es gab Probleme. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
entwickelte sich in Deutschland ein neues Bewusst-
sein für die Pflege und den Erhalt historischer Gebäude. In
Ottersweier forderten die zuständigen großherzoglichen Behörden
, aber auch das Erzbischöfliche Bauamt Karlsruhe unter
Leitung Schroths, den Erhalt der mittelalterlichen Teile der
alten Kirche. Die Pfarrgemeinde wünschte den Totalabriss.
Zähe Verhandlungen waren die Folge.
Pfarrkirche St. Bonifatius
in Karlsruhe
(Abb. rechts: Innenansicht
). Fotos: Maier
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