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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 264
(PDF, 98 MB)
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264 Ulrich Coenen

den Altarraum. Kitzing-Bretz attestiert Schroth bei der Gestaltung
des Kappelwindecker Innenraums „Einfühlungsvermögen
für den historischen Bau". „Das äußert sich in der Aufnahme
allgemeiner barocker Formen und spezieller Motive, die
er in der Kirche vorfand, wie das dreiteilige Arkadenmotiv, das
er auch in der Architektur des neuen Querhauses aufnahm",
meint sie.62

Ein ähnliches Beispiel ist St. Arbogast in Haslach im Kinzigtal
. Die spätbarocke Kirche von 1781 bis 1783 mit spätgotischem
Westturm von 1481 wurde 1906/07 von Schroth in
ähnlicher Form wie Kappelwindeck in östlicher Richtung erweitert
. Schroth fügte ein Querhaus und einen neuen Chor mit
Chorflankenturm an, die sich dem spätbarocken Langhaus
stilistisch anpassen.

Spätwerk

Karlsruhe war um 1900 eines der Zentren des Jugendstils in
Deutschland. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht,
dass Johannes Schroth die modernen Formen für den katholischen
Sakralbau entdeckte. Avantgarde waren in Karlsruhe
freilich andere. Neben Hermann Billing (1867-1946) sind dies
Robert Curjel (1859-1925) und Karl Moser (1860-1936)63, doch
auch Max Laeuger (1864-1952), der hauptsächlich als Keramiker
und Maler, aber auch als Architekt tätig war.64 Um die Auswirkungen
auf den Kirchenbaumeister Schroth zu verstehen,
ist ein kurzer Blick auf das Jugendstilzentrum Karlsruhe hilfreich
.

Stefanie Lieb beschreibt Jugendstil als eine extrem kurzlebige
Formensprache in der Zeit um 1900. Dabei unterscheidet
sie zwischen reinen Jugendstilbauten, die selten sind und vor
allem in den Zentren entstanden, und historistischen Bauten
mit Jugendstilornamenten, die sehr viel häufiger sind. Die
verspielte florale Richtung des Jugendstils ebbte bereits gegen
1905 ab, während die zeitgleich entstandene abstrakte-geome-
trische Richtung in der Folgezeit zur Schlichtheit der Moderne
überleitete.65

Seit 1890 machte sich Hermann Billing mit seinen innovativen
Werken als Architekt und Kunstgewerbler einen Namen.
Gerhard Kabierske beschreibt Billings Biografie in seiner Dissertation
.66 Der Architekt gehört nicht nur zu den wichtigsten
Akteuren der Kunstszene der Jahrhundertwende in Baden,
sondern auch zu den Protagonisten der deutschen Architektur
seiner Zeit. Das Architekturstudium an der Technischen Hochschule
Karlsruhe brach Billing 1888 nach nur vier Semestern


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