Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 269
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0270
Johannes Schroth - Architekt des Späthistorismus und des Jugendstils 0(\Q

der Ausstattung auf die gleichen Künstler wie in Hockenheim
zurückgriff. Der Kuppelbau aus hellem Murgtaler Sandstein,
der Einflüsse des Jugendstils, der Neuromanik und der frühchristlichen
Baukunst erkennen lässt, ist eines der Hauptwerke
des Oberbauinspektors und wurde auf einer künstlichen Terrasse
im Bereich eines früheren Steinbruchs am Fuß des Bal-
zenbergs gebaut.

Weil der Entwurf deutliche Einflüsse des Jugendstils zeigt,
kam es 1910 zum Konflikt zwischen Schroth und dem Erzbischöflichen
Ordinariat in Freiburg. „Wir können es nicht billigen
, dass das Erzbischöfliche Bauamt Karlsruhe sich in neuster
Zeit dieser Stilart zuwendet, nachdem es eine Reihe von schönen
Kirchen in alten bewährten Stilarten gebaut hat", kritisiert
die Kirchenbehörde. Der Architekt konnte aber sein Konzept
einer zeitgemäßen Sakralarchitektur gegen die Vorgesetzten
durchsetzen. Er trete damit auch „jener, aus einwandfreien
Künstlerkreisen oft gehörten Meinung entgegen, als ob die katholische
kirchliche Kunst nicht mit der Zeit gehe".76 Der Streit
mit dem Ordinariat fand 1913 bei der Diskussion um die Ausstattung
der Kirche seine Fortsetzung. „Wir würden der kirchlichen
Kunst keinen Dienst erweisen, wenn wir blinden Gehorsam
üben wollten", meint Schroth, der sich gegen Altäre aus
Holz aussprach. Das Ordinariat reagiert verärgert: „Gesund und
groß wird die kirchliche Kunst im Lande nur sein und bleiben,
wenn sie Übung und Tradition der Kirche achtet und ihre Aufgaben
in Unterordnung unter die Autorität der kirchlichen
Oberen, Zwecke und Gesetze zu erfüllen strebt."77

Der Innenraum des zwölfseitigen Zentralbaus mit Umgang
orientiert sich an den Vorbildern von San Vitale in Ravenna
und des Aachener Doms. Der Wandaufbau im Inneren ist
dreizonig mit großen Pfeilerarkaden im Erdgeschoss und kleinen
Arkaden im darüber liegenden Triforium. Darüber erheben
sich im dritten Geschoss hohe Rundbogenfenster. Wolf-
Holzäpfel bezeichnet St. Bernhard als einen der innovativsten
Bauten im Großherzogtum Baden vor dem Ersten Weltkrieg.
Die Grundrissgestalt führt er auf die romanische Kirche St.
Gereon in Köln zurück, die aus einer spätantiken längsovalen
Rotunde entstand.78

Der Kuppelsaal wird von einem gewölbten Umgang umgeben
. Das zentrale Lichtauge der Kuppel zeigt das Lamm Gottes.
Ringförmig angeordnet sind auf zwei Ebenen die 24 Ältesten
der Geheimen Offenbarung des Johannes (ähnlich der Aachener
Domkuppel), dem letzten Buch des Neuen Testaments,
sowie musizierende und singende Engel. Karl Leon und Otto
Rünzi malten die Kuppel aus.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0270