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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 273
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Johannes Schroth - Architekt des Späthistorismus und des Jugendstils 97^

beitgeber. Dies erklärt seine Vorliebe für die mittelalterlichen
Stile Romanik und Gotik, die in der katholischen Kirche bevorzugt
wurden. Wie sein früherer Vorgesetzter und späterer
Kollege Ludwig Maier, der das Heidelberger Bauamt leitete,
griff Schroth auf ein umfangreiches mittelalterliches Stilrepertoire
zurück, wobei er eine Vorliebe für aufwendige spätromanische
und spätgotische Formen entwickelte.85 Dieser reiche
Formenschatz ließ sich aber nur verwirklichen, wenn die jeweiligen
Auftraggeber in den Pfarrgemeinden über die notwendige
Finanzkraft verfügten. Gerade das Ordinariat in
Freiburg drängte fast routinemäßig auf wirtschaftliche Lösungen
. In diesen Fällen bediente sich Schroth einer schlichteren
Formensprache, beispielsweise Flachdecken oder offener
Dachstühle statt Gewölbe. Musste aus finanziellen Gründen
auf eine Verblendung der Außen- und Innenwände mit Quadermauerwerk
verzichtet werden, kam preiswerter Putz zum
Einsatz. Im Inneren wurde dieser dann häufig mit ornamentalen
und figürlichen Ausmalungen versehen, die häufig erst
zehn oder mehr Jahre nach der Fertigstellung der Kirche vollendet
wurden. Das reiche ikonografische Programm machte
diese Kirchen (wie beispielsweise in Sinzheim) zu Gesamtkunstwerken
des Historismus. Auffällig ist, dass sich Schroth
im Gegensatz zu Maier und Jeblinger praktisch ausschließlich
auf die mittelalterlichen Stile beschränkte, während seine beiden
Kollegen auch neubarocke Sakralbauten schufen. Barock
war für Schroth nur ein Thema, wenn es um die Erweiterung
einer bestehenden Kirche wie in Kappelwindeck ging. Auch
bei der Hinwendung Schroths zum Jugendstil lässt sich beobachten
, dass dieser meist mit neuromanischen Formen kombiniert
wurde.

Typisch für Schroth ist neben der Zweckmäßigkeit seiner
Kirchen die gelungene Einbindung in den städtebaulichen
Kontext. Der Architekt inspizierte trotz des großen Einzugsgebiets
seines Bauamtes und der beachtlichen Zahl der realisierten
Projekte das jeweilige Baugrundstück gewissenhaft und
suchte nach einer für das Dorf beziehungsweise für die Stadt
adäquaten Lösung. Dies erklärt, weshalb viele seiner Sakralbauten
das Erscheinungsbild der Orte bis heute prägen oder mitprägen
.

Schroths elf Jahre ältere Kollege Ludwig Maier starb 1915
kurz vor Erreichen des Ruhestands, die anschließenden acht
Jahre bis zu seinem Tode konnte der Karlsruher Kirchenbaumeister
aufgrund der widrigen äußeren Umstände nicht nutzen
, um als Architekt weitere und vor allem neue Akzente zu
setzen. Nach der Kriegsniederlage wurde die Erzbischöfliche


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