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O Deutschland vergiß nie Deine toten Helden!
„Bismarck-Gedenkstein" und Besuch der Großherzogin
im Herbst 1915
Am 1. April 1915 wurde des 100. Geburtstags Ottos von Bismarck
gedacht. Die Zeitung brachte einen Beitrag über den
„Schöpfer des machtvollen Deutschland", der auch „unsere
Seelen gestaltete" sonst hätte „das deutsche Volk schwerlich
die stolze Kraft, mit der es das Reich gegen die stärkste Koalition
, die die Geschichte sah, siegreich verteidigt".35 So erschien
in der Situation des Kriegs der „eiserne" Kanzler als Anker, was
auch in Schiltach gewürdigt wurde: Durch die Errichtung des
„Bismarck-Gedenksteins" in der Bahnhofsanlage, eine Initiative
von „Oberstationskontrolleur Boos und einiger Verehrer
des großen Staatsmannes". Sie verbanden damit den Wunsch,
„er möge stets die Treue, Wahrheitsliebe, Tapferkeit und Religiosität
, mit welcher unser Bismarck dem Vaterlande diente,
dankbar vor Augen stellen". Das Denkmal wurde Ziel vaterländischer
Feiern, so am Geburtstag des Großherzogs, als sich „ein
stattlicher Zug" zu ihm bewegte. Der Pfarrer hielt eine Rede,
„die in einem brausend aufgenommenen Hoch auf unser großes
deutsches Vaterland ausklang". Beim Frühschoppen gab es
Trinksprüche „auf unser ruhmreiches Heer und unsern erhabenen
Kaiser Wilhelm II. als obersten Kriegsherrn". Sie fanden
„großen begeisterten Widerhall, Zeugnis gebend, dass in unserer
Gemeinde der vaterländische- und der Reichsgedanke bodenständig
sind".36
Am 6.8.1915 erschien Großherzogin Hilda, die die Lazarette
im Amtsbezirk besuchte. 1,5 Stunden weilte sie auch in Schiltach
, wo „Ihre Kgl. Hoheit" vom Bürgermeister, der Präsidentin
des Frauenvereins Ziller und dem Arzt Dr. Sittig begrüßt wurde.
Sie unterhielt sich „auf das huldvollste" mit den Verwundeten
und überreichte ihnen Karten mit dem Bild des Großherzogs.
Sie drückte sich „lobend über den mustergültigen Betrieb des
Lazaretts aus" und ließ den Schiltachern „den Dank für den
warmen Empfang" übermitteln,37 die dann wieder auf sich gestellt
waren, so, als vermehrt Gefallenenmeldungen eintrafen.38
Aufsehen erregte, wenn Familien bereits den zweiten Gefallenen
verzeichnen mussten: Der Landwirt Aberle auf der Staig,
dessen Sohn Jakob „durch ein Artillerie-Geschoss in den Kopf
auf dem Felde der Ehre gefallen ist, eine schwer geprüfte Familie
, die nun den zweiten Sohn dem Vaterlande zum Opfer gebracht
hat". Dasselbe wiederfuhr dem Maurer Blum mit dem
Sohn Oswald, dessen Bruder Matthias zuvor „den Heldentod
erlitten". Lücken schlug der Krieg auch in die Reihen der Geschäftsleute
: Für Wilhelm Bühler kam die Meldung: „Ein streb-
Der Bismarckstein
in Schiltach -
Foto: Harter (2013).
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