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„O Deutschland vergiß nie Deine toten Helden!" ^97
es als vaterländische Pflicht erachten, entsprechend Honig abzuliefern
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Die Zwangsbewirtschaftung galt auch für Eichen- und Fichtenrinden
, die Gerber Trautwein zu Preisen kaufte, die in Berlin
festgelegt wurden. Der Ankauf für Rosskastanien und Eicheln
lag beim Bezirksamt, das bat, „die Kinder anzuweisen,
die reifen Früchte zu sammeln".79 Die Apotheke zahlte fürs
Pfund Brombeerblätter 60 Pf., Fabrikant Grohe annoncierte:
„Fichten-Harz und braunes Pech - kaufe jeden Posten."80 Zur
Ernährung von Mensch und Tier bot man Ersatzstoffe an: die
Apotheke „Butter-, Milch- und Eierlegpulver"; der Kommunalverband
„Häckselmelasse, Heidemehl, Trockenschnitzel, Pansenmischfutter
, Eiweißstrohkraftfutter mit und ohne Fischmehl
".81 Wenn das Fleisch nicht reichte, sollten die Metzger
„die zu beanspruchenden Mengen" herabsetzen. Im Monat
September waren zu beziehen: 250 gr Zucker, 60 gr Weizengrieß
, 100 gr Teigwaren, 100 gr Grünkern und 60 gr Gerstengraupen
.82 Im Juni kam die Anordnung zur „Bronzeglocken-
Ablieferung im Heeresinteresse",83 die je zwei Glocken der ev.
und der kath. Kirche betraf.84 Die Bahn verkündete Einschränkungen
, und auf der Strecke nach Schramberg wurden die
Personenwagen nicht mehr geheizt.85
Zur inneren Festigung gab es eine „Vaterländische Versammlung
" mit dem Abgeordneten C. Fehrenbach. Er sprach über die
„Aussichten auf die Weiterentwicklung des Krieges", und zwar
„mit so hoffnungsvollen Versicherungen", dass die Teilnehmer
„mit gestärktem Mut der heimatlichen Behausung zugewandert
sind".86 In diesen Zusammenhang gehört auch die Verleihung
des „Kriegsverdienstkreuz[es]" an Zivilisten, die sich verdient
gemacht hatten.87 Hochpolitisch ist ein Beitrag, in dem ein „Offizier
aus dem Hauptquartier" zitiert wird: Er bemängelt die
„Unterstützung der inneren Front", ohne die es „das seine volle
Schuldigkeit tuende Heer" nicht schaffen könne, und kritisiert
den Reichstag, in dem „alles drunter und drüber geht". Von
ihm „sind Ruhe und Einigkeit zu verlangen, keine jämmerlichen
Parteisüppchen". Und er droht mit einem „Sturm" gegen
diesen Reichstag, der nichts Besseres anzufangen weiß, als „die
militärischen Erfolge des Heeres zu verkleinern".88 - Hier wird
nicht nur das Parlament bekämpft, sondern bereits klargestellt,
wer schuld ist, falls der Krieg verloren geht: die „uneinigen Politiker
" und die „unzuverlässige innere Front".
Ob diese Äußerung auch in Schiltach registriert wurde? Hier
war man wohl damit beschäftigt, die Engpässe und die sich
häufenden Todesmeldungen zu bewältigen.89 Machten davon
die Familien die „traurige" oder „schmerzliche" Mitteilung,
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