Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 356
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Gernot Joerger

werden wir bald reif für einen Einsatz sein. Was man wohl mit
uns vorhat? Wir erfahren es nicht. Am 30. Januar nehmen wir
Abschied vom Heuberg. In Hausen im Tal wird das Bataillon
verladen. Wir fahren quer durch Deutschland, berühren unter
anderem Bamberg, Naumburg, kommen über Posen. Bald danach
sehen wir im Gelände einen ersten Stacheldrahtverhau. Durch
Bromberg geht es, Dirschau,13 Marienburg. Ob ich die Feste Marienburg
gesehen habe, weiß ich nicht mehr. Oder war es Nacht, als
wir durch den Ort Marienburg fuhren? Wir sehen im Vorbeifahren
Namen wie Bischofsheim, Mehlsack, Wonnditt, Heilsberg.
Teilweise tragen die Bahnhöfe Spuren früherer Kämpfe. Es wird
wieder Nacht. Wir nähern uns Gumbinnen. Bei einem kleinen
Ort Jutschen endet unsere dreitägige Fahrt.

Was wir während der langen Fahrt getrieben haben? Wie
das so unter jungen Kerlen Brauch ist, die bunt zusammengewürfelt
, eng in einem Waggon verpackt - es waren immerhin
geheizte Personenwagen - tagelang auf Tuchfühlung leben und
zum Nichtstun ganztägig verurteilt sind: Erst wird aus dem
Fenster geguckt, man will wissen, wohin die Reise geht. Dann
werden ein paar faule Witze erzählt und man foppt sich gegenseitig
. Da ist einer mit dem Namen Schorsch unter uns. Dem
singen sie: „Schorsch, blieb do. Mr waiß jo nit, wie's Wetter
wird!" Andere holen die Karten vor; Zego, 17 und 4 und vereinzelt
Skat werden gespielt. Gewöhnlich geht es dabei lebhaft zu,
auch gesungen wird, zuletzt gefühlvolle Lieder, bevor es stiller
und dann schon vereinzelt geschnarcht wird. Auch das derbe
Spiel „Schinken klopfen" haben wir geübt und wie ...! Hände
und hintere Backen haben noch tagelang nach diesem Spiel
gefunkelt. Da konnte man „Handschriften" kennenlernen.

Die draußen vorbei eilenden Landschaften, Städte und Dörfer
haben mich tagsüber mächtig interessiert. Wenn man
schon eine Reise tut oder zu tun gezwungen wird, warum soll
man dann nicht so viel wie möglich sehen wollen. Willkommene
Unterbrechungen waren immer auch Aufenthalte auf
den Verpflegungsstationen. Und damals wurde noch etwas geboten
. Die Portionen waren reichlich und gut. Auch Gelegenheit
zum Waschen gab es noch. Wir ahnten noch nicht, was
uns bald in dieser Hinsicht erwartete.

Mein erster Einsatz als Soldat und Sanitäter in Ostpreußen
in der Winterschlacht in den Masuren

Anfang Februar 1915. Mein erster Einsatz als Soldat war in der
Winterschlacht in den Masuren. Steif, in unseren dicken, aus
einem miserablen Tuch gemachten Mänteln, schwer bepackt,


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