http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0374
„Wenn ich mich nicht jetzt melde, dann ist der Krieg vorbei, ohne dass ich dabei war"
raden und ich sind so weit hergestellt, dass man uns zum „Ersatzhaufen
" schicken kann. Drei Rekonvaleszenten, darunter
ich, haben nach Rastatt in unsere Heimatkaserne zu fahren.
Dumm, das wir direkt nach Rastatt und nicht über unsere Heimatorte
fahren sollen und nicht dort halten dürfen.
Rastatt, Heuberg, wieder Rastatt, Karlsruhe-Durlach, Fahrt
nach Osten bis Jaroslaw, dann heißt es „Umkehren, ihr werdet
an der Westfront eingesetzt".
Zusammenfassung dieses Berichtsteils durch Gernot Joerger:
Ein Hauptmann bestraft die Soldaten in Rastatt mit Urlaubsverbot,
weil einige, die schon Urlaub bewilligt bekommen hatten, verspätet
zurückgekommen sind. Er, hoch zu Ross, lässt die Soldaten zur Strafe
unmäßig exerzieren und marschieren, er will sie - vergeblich - zum
Singen zwingen. Nach der Schinderei melden sich viele krank. Der
Hauptmann wird für sein Verhalten von seinen Vorgesetzten gerügt.
Max Jörger wird schließlich zum Ersatzbataillon des Leib-Gren.
Reg. 109 in Karlsruhe-Durlach versetzt. Zunächst ist ein erneuter
Einsatz an der Ostfront geplant. Am 21. Juni 1915 fährt der Transportzug
in mehreren Tagen bis Jaroslaw in Polen. Max Jörger kann
sich die schöne Stadt am Tluss San ansehen, in der sich viel Militär
aufhält, u. a. auch österreichische, fein geschniegelte, arrogant auftretende
Soldaten tummeln.
Überraschend werden die Soldaten dann umdisponiert und an die
Westfront beordert. Ab dem 29. Juni 1915 geht es vom Bahnhof
Radymno in mehrtägiger Tahrt - von einer Entlausungsaktion unterbrochen
- über Krakau, Czenstochau30, Trankfurt an der Oder, Berlin
, Düsseldorf, Mönchengladbach, Aachen-West, Lüttich nach,
Möns bis Valencienne31. Dort hat die Eisenbahnfahrt ein Ende. Nach
7 km Marsch nach Escanfourt32 und Thiers. Das Ziel, die Westfront,
ist erreicht. Was dort alles ab Juli 1915 geschah, beschrieb Max Jörger
in seinen weiteren Notizen.
Anmerkungen
1 Es hat ihn außerdem davor bewahrt, auch noch in den Zweiten Weltkrieg als Soldat ziehen zu
müssen.
2 Emma Jörger geb. Bruder, in Oberachern in jungen Jahren „Hirschwirts Emma" genannt.
3 Ich bin als sein und seiner Frau Emma Jörger fünftes und letztes Kind im Elternhaus in Achern am
Höhenweg geboren. Zu meiner Geburt im Juni 1940 donnerten aus dem Achertal, Erzählungen
zufolge, Kanonen gegen Frankreich.
4 70 Millionen Soldaten aus 40 Ländern standen unter Waffen, rund 17 Millionen Menschen
verloren durch den vier Jahre dauernden Krieg ihr Leben, viel mehr noch wurden verletzt. Viele
verloren Hab und Gut.
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