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Kriegsende und Revolution in Lahr 40S
heit auf, um nicht den Sieg der sozialen Neuordnung durch
Ausschreitungen zu gefährden. Am Abend dieses ereignisreichen
Tages wurde dann die Abdankung des Kaisers bekannt.
Einen Tag später übernahm auch in Baden eine provisorische
Landesregierung die Macht.
Revolutionäre Verwaltung und Volkswehr
Am 11. November wurde in Lahr bei einer großen Soldatenversammlung
auf dem Kasernenhof der endgültige Soldatenrat
mit Heinz als erstem und Schulenklopper als zweitem Vorsitzenden
gewählt. Am nächsten Tag beschloss der Soldatenrat,
sich um den inzwischen gebildeten Lahrer Arbeiterrat zu erweitern
. Damit hatte auch Lahr einen Arbeiter- und Soldatenrat
, wie er inzwischen überall im Lande entstanden war.
August Heinz blieb weiterhin Vorsitzender. Dagegen verließ
Schulenklopper in der zweiten Novemberhälfte mit seinem
Regiment Lahr. Für ihn wurde Hans Dürr zum zweiten Vorsitzenden
des Arbeiter- und Soldatenrates gewählt.
Die Soldatenräte hatten keine direkte Weisungsbefugnis
gegenüber den staatlichen Behörden. Andererseits verkörperten
sie die politische und militärische Macht und waren am
ehesten in der Lage, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten
. Angesichts der zahlreichen Truppendurchmärsche von
zurückkehrenden Einheiten waren die bestehenden Polizeieinheiten
dazu kaum in der Lage. Die Bezirksämter wurden
daher von der vorläufigen Volksregierung angewiesen, sich bei
allen Anordnungen zur Durchführung der öffentlichen Ordnung
und Sicherheit mit den Soldatenräten in Verbindung zu
setzen.6 Die Soldatenräte hatten sich auch um die Verpflegung
der zurückflutenden Truppen und die Organisation der Demobilisierung
des Heeres zu kümmern. Außerdem nahmen sie
Beschwerden über die Dienstführung der Behörden entgegen
und leiteten sie an die zuständigen Ministerien weiter. Zu den
Sitzungen des Soldatenrates wurden städtische und staatliche
Vertreter hinzugezogen.
In Lahr bildete sich am 13. November neben dem Arbeiterund
Soldatenrat zusätzlich ein Wohlfahrtsausschuss. Er bestand
aus jeweils fünf Vertretern der liberalen Partei, der fortschrittlichen
Volkspartei und der sozialdemokratischen Partei,
ferner zwei Vertretern des Zentrums sowie je einem Vertreter
der Stadtverwaltung (Bürgermeister Altfelix) und der Staatsbehörde
(Bezirksamtsvorsteher Geh. Regierungsrat Pfeiffer).
Rechtsanwalt Gebhardt wurde zum Vorsitzenden und Wilhelm
Laub zum Stellvertreter gewählt. Der Ausschuss arbeitete
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