Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 417
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0418
Autobiografien aus der Ortenau

Gleich von der Kirche an zog er sich am Kirchenweg hinunter ins
Dorf. Zuerst kamen die Stände der Schuhmacher, dann die Bäckermädchen
mit ihren Weckenkörben, dann die Lebkuchentische
, mit allerhand Zuckergebäck beladen, daß den Kindern das
Wasser im Mund nur so zusammenlief. Diesen folgten die Stände
der Dreher mit Spinnrädern und andern Holzwaren. Das irdene
und porzellanene Geschirr sowie die Stände mit Kleidern und
Kleiderstoffen fesselten uns nicht so lange. Ganz am Ende des
Marktes, vorn im Dorf, stand das Karussell. Das nahm wieder
unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Man müßte ja nicht
jung und Bub gewesen sein! Da wurde leichten Herzens der letzte
Kreuzer „verfahren"}1

Dass „auch des einfachsten Menschen Leben ein Stück Zeit-
und Weltgeschichte enthält"18, hat Hansjakob zum wiederholten
Male in seinem Geleitwort zu einem Buch behauptet, in
dem Karl Ernst, 1859 in Lauf bei Bühl geboren, sein Leben erzählte
, das auch ihn zum Priestertum führte, das aber auch in
der Backstube des Bruders begonnen hatte.

Wie angenehm berührte die behagliche Wärme dieses Raumes
meine von der Kälte blau gewordenen Händel Wie lachte mich
das Glas goldfunkelnden Weines an, das neben einem Teller
weißer Bohnen für meinen Bruder bereitstand! - Nicht zweimal
ließ ich mich heißen, als er einen mürben Wecken entzweibrach
, mir die Hälfte reichte und sagte: „Komm, steh daher und
iß mit!"19

Es folgten lange Lehr- und Wanderjahre, bis der Verfasser als
Pfarrer von Bubenbach im Schwarzwald seine letzte Ruhe fand.

Ebenso, und auf ebensolchen Umwegen, kam Joseph Schofer,
der 1866 in Bühlertal-Obertal geboren wurde, zum Priestertum
und damit zum Bewusstsein seiner selbst. Er schrieb das Buch
vom „Seppele", der er selber war; ein Buch, aus dem man erfährt
, wie es in Haus und Hof, Wald und Feld zuging, an dem
aber der forciert volkstümliche, ja kindliche Ton oft stört, und
der volkspädagogische Zeigefinger auch.20

Als der Seppele etwa acht Jahre alt war, durfte er erstmals mit in
die Christmette. Das war ein Ereignis. Um halb 5 Uhr früh
wurde es lebendig im Haus. Der Seppele kam von selber aus dem
Bett; denn er konnte es nicht erwarten, mit dem Vater in die
Christmette zu gehen. Sonst kochte die Mutter jeden Morgen
Suppe, heute aber gab's Kaffee und Weißbrot. Um 5 Uhr hing


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0418