http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0440
Lange vor den Klöstern - das Kinzigtal von der Steinzeit bis zur Römerzeit
Vermischung und kultureller Assimilation sind derzeit viele
Modelle denkbar.
Die zahlreichen Neufunde der Römerzeit im Schuttertal
und nun im Kinzigtal zeigen jedenfalls eine Besiedlung durch
eine gallorömische Mischbevölkerung in eben diesen Regionen
an, die vom 1. bis zum 3. Jh. n.Chr. mithilfe der archäologischen
Funde nachzuweisen ist. Die Zeit zwischen der Völkerwanderung
bis hin zur Karolingerzeit - und teilweise auch
noch später - lässt sich leider durch Feldbegehungen derzeit
archäologisch nicht recht erfassen. Gerade die Bevölkerung zur
Zeit des sprachgeschichtlich nachzuweisenden germanisch-romanischen
Sprachkontaktes (7.-9. Jh. n. Chr.) ist davon betroffen
. Die Gründe dafür sind sicher vielschichtig, doch dürften
sie keinesfalls in einer fehlenden Besiedlung liegen. Vermutlich
sind dafür verschiedene Faktoren verantwortlich zu machen:
so wäre etwa an eine Verlegung von Siedlungsplätzen an andere
Stelle zu denken oder an eine Verringerung der Bevölkerung
(durch Wegzug oder geringere Geburtenrate). Hinzu käme
das Fehlen der bisher so leicht zu identifizierenden Importfunde
wie etwa Terra sigillata, Amphoren und Gläser infolge
eines weitgehenden Zusammenbruchs des Handelssystems
oder wegen des Fehlens adäquater Tauschwaren bzw. nicht vorhandener
Überschussproduktion. Auch die Münzgeldwirtschaft
endete in der Spätantike und wurde erst allmählich in
der Karolingerzeit wiederbelebt. Hinzu kommen könnte eine
starke Qualitätsverschlechterung der nun im Haushandwerk
hergestellten Keramik infolge geringerer Brenntemperaturen
oder womöglich sogar eine Aufgabe der Keramik zugunsten
von Holzgeschirr. Auch die Ziegel als Baustoff verschwanden
offensichtlich und könnten durch organische Dachdeckung in
Form von Stroh, Schilf oder Schindeln ersetzt worden sein.
Auch Steine könnten als Baustoff verschwunden sein; sie sind
jedoch im Gebirge als Siedlungsnachweis im Ackerland meist
ohnehin nicht geeignet, da sie überall vorkommen und im
Falle von Gneis und teilweise auch Granit nur schwer in Form
zu hauen sind. In jedem Fall sorgte der Bauer des Mittelalters
und der Neuzeit durch konstantes Absammeln der Steine
dafür, dass sie vom Feld verschwanden. Was die Bestattungen
angeht, so könnte bereits ein Wechsel hin zur Körperbestattung
den Nachweis durch die schlechte Erhaltungsfähigkeit
der Knochen in den steinigen, oft von Hangwasser durchflos-
senen Grabgruben des mittleren Schwarzwalds erschweren.
Auch ist damit zu rechnen, dass wegen des im Untergrund anstehenden
Felsgesteins vielerorts Grabgruben nicht so tief vorgetrieben
worden wären. Die kristallinen Ausgangsgesteine
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