http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0461
460 Helmut Horn
Beispiel einen epigraphischen Altar oder Weihestein, die mit
der abgekürzten Votivformel VSLM (v[otum] s[olvit] l[ibens]
m[erito], „hat sein Gelübde gerne eingelöst") endete. Diese
Phrase zeigte an, dass das Gelübde erfüllt wurde und drückte
die aufrichtige Dankbarkeit des Widmenden aus.
Gallische und britische Wassergottheiten waren wohl eher
für die Heilung zuständig, irische für Weisheit, Dichtkunst,
Hellsehen und esoterisches Wissen.85
Nur die großen Ströme wie Rhein (Rhenos) und Donau (Da-
nuvios) wurden von männlichen Göttern bewohnt, die anderen
Wassergottheiten waren weiblich. Flüsse wurden als Mütter
angesehen, die die Felder fruchtbar machten und das Vieh und
die Menschen ernährten.
Abnoba aus heutiger Sicht
Abnoba war eine auf den Schwarzwald regional begrenzte Göttin
. Unklar ist, ob sie dem Möns Abnobae ihren Namen gab
oder dieser ihr. Ihr Name deutet auf eine Verbindung zum
Wasser hin, sodass die einzig gesicherte Funktion in keltischer
Zeit als Wassergöttin anzunehmen ist, wobei wir aber nicht
wissen, ob Quell- oder Flussgöttin, ob Heilgöttin für körperliche
Beschwerden oder Muttergöttin. Hochwahrscheinlich gibt
es einen Bezug zu den Quellflüssen der Donau.
Obwohl Berggottheiten Personifizierungen bestimmter Berge
sind und dies bei dem Begriff Möns Abnobae naheliegend
wäre, ohne belegte Opferplätze in den Höhenlagen, ohne Gipfelheiligtum
und schon aufgrund ihres Namens stellt Abnoba
keine Berggöttin dar.
Die oft beschriebene Funktion als Schutzpatronin oder Beschützerin
von Wald, Wild „und all derjenigen Personen, die
sich in ihr aufhielten"86, dürfte, wenn überhaupt, eher der Eigenschaften
der römischen Diana zuzuordnen sein. Meines
Erachtens ist es nicht sehr glaubwürdig, dass römische Soldaten
so ängstlich waren, dass sie der Abnoba für eine gesunde
Durchquerung des Schwarzwaldes einen Weihealtar stifteten.
Vor allem da der Schwarzwald damals befriedet war. Da die
Archäologie keine der Abnoba zuordenbare Ex-votos vorweisen
kann und gefundene Inschriften keine Auskunft über ihren
Schutz oder Heilkraft geben, können wir auch keine genaueren
Rückschlüsse auf ihre damalige Funktionen ziehen. Wir können
sie nur erahnen.
Wenn man ihre Eigenschaft auf die Schutzherrin der Straßen
und Wegkreuzungen reduziert, wird man mit Sicherheit
ihrer Bedeutung in der damaligen Bevölkerung nicht gerecht.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0461