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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 482
(PDF, 98 MB)
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482 Eugen Hillenbrand

lung auf: Brevibus concionibus at longis farciminibus gaudent
rustici. Kurtze bredigen, aber lang brotwurst handt die puwern gern.
Sopher ist offensichtlich überzeugt, dass ein Satz dieser Güte
leichter im Gedächtnis bleibt als eine Grammatikwendung.

Während Murmellius die Formel Ad graecos annos einfach
mit nommer (nie mehr) übersetzt, schreibt Sopher: An sant Nimmerlins
tag. Und das im klassischen Latein benutzte Wort Arde-
lio für „geschäftig tuender Müßiggänger" wird für ihn zum
Hans in allen gassen.

Das dritte Kapitel mit Praecepta moralia - leere der manyeren
zu leben übernahm Sopher ohne Abstriche oder Zusätze von
Murmellius, obwohl die Zusammenstellung recht diffus und
beliebig erscheint. Am Beginn der insgesamt neunzig Regeln
stehen die zehn Gebote, gefolgt von Vorschriften aus einem
Verhaltenscodex, den Jakob Wimpfeling 1504 seinem Schüler
Peter Sturm als Moralitates pro pueris vorgelegt und in die zweite
Auflage seines Erziehungsbuches Adolescentia 1505 als Anhang
aufgenommen hat. Murmellius übernahm daraus 1513 fünfzehn
Sätze in seine Pappa, und Sopher wiederholte sie sowohl
in seinem oberdeutschen Lehrbuch von 1517 als auch in seiner
Schulordnung von 1518. Schon Wimpfeling begann seine Moralitates
mit eigentümlichen Ermahnungen: Zeitig aufstehen,
das Kreuzzeichen machen, Kleider anlegen, Haare kämmen,
Hände waschen. Auf Verhaltensregeln im Gottesdienst, in der
Schule und Öffentlichkeit, bei Tisch usw. folgen im zweiten
Teil allgemeine sittliche Grundsätze, die keineswegs nur für
Schüler galten, sondern für alle. Als Beispiel sei einer der letzten
Sätze der Praecepta moralia angeführt: Mendico statim da
neque cras vendica. - Gib von stund an dem betler und sag zu keinem
nit: Kumm mornl

In einem vierten Kapitel stellte Murmellius 43 Sprichwörter
zusammen, die Sopher noch durch acht weitere ergänzt: Ertliche
genyeteten (erprobten) gemeine Sprichwort so zu latinischer so
auch zu tutscher sprach zusamen geschriben. Der Schatz, aus dem
hier geschöpft wird, ist also ausdrücklich nicht nur auf die
klassische Antike eingegrenzt, sondern umfasst auch deutsches
, ins Lateinische übersetztes Sprachgut. Die meisten Sätze
konnte Murmellius einer Sprichwörtersammlung entnehmen,
die Erasmus von Rotterdam seit 1500 unter dem Titel Adagiorum
collectanea mehrfach erweiterte, bis sie zuletzt auf einen
Umfang von 3285 Sprichwörtern angewachsen war.24 Daraus
wählte Murmellius eine verschwindend kleine Zahl aus. Sie
umfasst antike Sentenzen, Bibelsprüche und eben auch deutsche
Sprichwörter in lateinischer Fassung.25 Während die niederdeutsche
Version zum Teil schwerfällig daherkommt, gibt


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