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504 Rolf°swald
- die Polen durften nicht am selben Tisch mit deutschen
„Volksgenossen" essen;
- Benutzung von Fahrrädern war für die Polen verboten;
- das Kennzeichen P musste auf allen Kleidungsstücken gut
sichtbar aufgenäht werden;
- Unterbringung war nur dort erlaubt, wo ein deutscher
Mann anwesend war.
Die Familie Birk hielt sich nicht an diese und weitere diskriminierende
Regelungen, Franziska Birk sagte mit Bestimmtheit:
„Wer mit uns arbeitet, der isst auch mit uns."6 Nur wenn fremder
Besuch kam, ging Mikolaj Murowicki in einen anderen Raum.
Mikolaj Murowicki kam aus einem guten Elternhaus. Der
Vater war bei einer Behörde in Polen beschäftigt. Er selbst hatte
die höhere Schule besucht und eine Forstlehre begonnen. Zu
seiner Familie gehörten zwei Brüder und eine Schwester. Die
zwei Brüder sind später nach England ausgewandert.
Der Besuch des Gottesdienstes in Nordrach war dem frommen
Katholiken Mikolaj verboten. 1942 wurden die Regelungen
zur seelsorgerlichen Betreuung der polnischen Zivilarbeiter
nochmals verschärft.
- Es dürfen Sondergottesdienste nur am ersten Sonntag eines
Monats in der Zeit von 10 bis 12 Uhr stattfinden.
- „...es ist grundsätzlich der Gebrauch der polnischen Sprache
, auch bei Absingen von Liedern, verboten".
- Die Abnahme der Beichte in polnischer Sprache ist ebenfalls
verboten.
- Deutschen ist die Teilnahme an den Sondergottesdiensten
für Polen verboten.7
In Nordrach hat man sich mit einer sogenannten Polenmesse
für die Ostarbeiter geholfen. Der katholische Gemeindepfarrer
Anton Nöltner hatte sich geweigert, für die Polen die Messe zu
halten, deshalb übernahm dies ein älterer Pfarrer, Anton Späth,
der angeblich bei der Kirche schon zuvor in Ungnade gefallen
war. Mikolaj arbeitete in der Landwirtschaft ebenso wie bei der
Tierhaltung und beim Holzschlag im Wald. Er wird als sehr
fleißiger und freundlicher Mann geschildert.
Schule in Nordrach-Kolonie
Die Töchter der Birks mussten zusätzlich zur häuslichen und
zur Arbeit auf dem Feld täglich die Dorfschule in Nordrach-Kolonie
besuchen. Der Schulweg war etwa 3 km weit, steil ins Tal
hinab. Das war besonders im Winter, der immer sehr schnee-
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