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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 510
(PDF, 98 MB)
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Rolf Oswald

Die Großmutter Paulina Birk

Die Großmutter der vier Mädchen kam aus einem Försterhaus
aus der Nähe von Gengenbach; sie war eine kluge Frau gewesen,
die trotz der vielen Arbeit auf dem Hof regelmäßig und mit Interesse
die Zeitung gelesen und auch politische Nachrichten im
Radio gehört hat. Nach dem Tode des Bauern Birk 1938 war ein
einfaches Radio angeschafft worden, das hatten sich die Töchter
gewünscht. Auch die „Schwarzwälder Post"13 wurde auf dem Hof
gelesen. Paulina Birk war strikt gegen die nationalsozialistische
Propaganda und vertrat ihre Meinung dazu, die auch in ihrem
christlichen Glauben begründet war, ganz offen. Die vier jungen
Mädchen wurden in dieser Zeit immer wieder in der Schule und
im Dorf aufgefordert und bedrängt, dem Bund deutscher Mädchen
(BdM) beizutreten und in dieser Gruppe mitzumachen; sie
hätten sich auch gerne beteiligt, denn man bekam zur weißen
Bluse ein hübsches Dreieckstuch mit einem Lederknoten, den
man verstellen konnte und vor allem: die BdM-Mädchen durften
den Maibaum aufstellen, um den herum dann vergnügt getanzt
worden ist. Die Großmutter und ebenso die Mutter waren
aber gegen diesen Bund und sie durften nicht beitreten. Auch
die Bäuerin selbst wurde gedrängt, der NS-Frauenschaft14 beizutreten
, sie lehnte aber diese NS-Gruppierung ab und hat sich
beharrlich gegen eine Aufnahme geweigert; wie sie auch nie den
Arm zum Hitler-Gruß erhoben hat. Sie äußerte im familiären
Kreis immer die Meinung, die Nationalsozialisten „haben kein
gesundes System, mit dem man etwas aufbauen kann"15.

Was die Großmutter sagte, war immer sehr klar und es galt
uneingeschränkt. Dies bezog sich auf die häuslichen Angelegenheiten
wie auch auf die Beurteilung von Lebens- und Gesellschaftsfragen
. Sie war aber auch sehr gesellig, konnte auf
der Mundharmonika spielen und hatte es sehr gerne, mit den
Mädchen Karten zu spielen.

Der Deserteur

Der Wehrmachtssoldat Walter Dietze wurde in Thüringen geboren
. Er hatte Elektriker gelernt und sich bei Kriegsbeginn freiwillig
zum Kriegsdienst gemeldet, und zwar zu den Fallschirmjägern
. Während des Krieges war er an mehreren Fronten in verschiedenen
Ländern eingesetzt. Als die Alliierten in der Nor-
mandie landeten, wurde seine Einheit an die Westfront verlagert.

„Dort traf er seinen Vater Willi (er kannte dessen Einheit) und da
die Stammeinheit von Walter Dietze im Auflösen begriffen war,
ging er kurzerhand mit Willis Einheit nach Südfrankreich. Die


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