Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 512
(PDF, 98 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0513
Rolf Oswald

die Bäuerin habe nichts von ihrem unerlaubten Fernbleiben
von der Truppe gewusst. Während der Festnahme der Soldaten
und des Verhörs mussten die vier Töchter auf Geheiß der Tante
in einem hinteren Raum auf den Knien darum beten, dass die
Mutter nicht mitgenommen werde. Die drei Soldaten wurden
gefesselt abgeführt (einer von den Uniformierten war im Dorf
unter dem Spitznamen „der Polizei" bekannt). Nach einiger
Zeit hieß es im Bürgermeisteramt, die drei Soldaten seien als
Deserteure verurteilt und erschossen worden. Die Familie Birk
war von dieser Nachricht tief betroffen. Mutter Birk wies mitfühlend
ihre Töchter an, für jeden der Hingerichteten ein Vaterunser
zu beten. Eine der Töchter, die nicht so gerne betete,
meinte etwas trotzig „für den Herrn Dietze müssen wir nicht
beten, der ist ja evangelisch".

Walter Dietze konnte sich aber mit einem Kameraden unter
dramatischen Umständen befreien. Es wird berichtet, sie seien
gefesselt in einem Güterwagen nach Freiburg transportiert worden
. Unterwegs habe es einen Luftangriff gegeben. Im Durcheinander
dieses Angriffs habe einer mit den Zähnen einen Eisennagel
herausziehen und ihre Fesseln damit öffnen und
fliehen können.

„Was aus den anderen zwei Soldaten wurde, ist nicht bekannt.
Walter machte sich erneut, aber immer nur nachts, auf den Weg in
den Stollengrund. Nach ca. 3 Wochen (nach der angeblichen Hinrichtung
) kam er dort an; es war wohl im Januar oder Februar
1945. Er machte sich nicht bemerkbar, versteckte sich auf dem
,Heubarn' und ernährte sich von den Äpfeln, der Milch und dem
Honig, der in der Nähe versteckt wurde. Er wurde schließlich von
der Tochter Franziska entdeckt, die Eier suchen sollte, welche die
Hühner ab und zu auch auf dem ,heubarn' gelegt haben. Einige
Tage versorgte sie ihn heimlich mit Brot, vertraute sich dann doch
ihrer Mutter an."18

Und wie reagierte sie? Die Freude darüber, dass er noch lebte,
war wohl grösser als die Angst vor der sicheren Strafe, die
ihnen drohte, falls er entdeckt würde. Die Bäuerin beschloss
jedenfalls, trotz des großen Risikos für die ganze Familie, er
könne bleiben. Sicherlich im Einvernehmen mit der Großmutter
und in der Hoffnung auf ein baldiges Ende dieses Krieges.
Sein Versteck war im Boden zwischen Scheune und Stall. Dort
war ein 60-80 cm hoher Zwischenraum zwischen der Decke
des Stalls und dem Scheunenboden. An diesem Platz wurden
seit Kriegsbeginn auch Nahrungsmittel, z.B. Brot und Honig
und andere Dinge, versteckt, die „niemanden etwas angingen".
Lydia und der kleinen Cäcilia wurde zunächst, aus Sicherheits-


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