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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 569
(PDF, 98 MB)
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Neue Literatur

Offenburg. In ihm saßen vor allem Wirtschaftsvertreter
, von hier der Besitzer der Nähfadenfabrik
, die sich als Lobbyisten der „Bahnsache
" annnahmen. Eine derartige Interessengruppe
war auch der „Eisenbahnausschuß in
Wolfach", dessen (gedruckte) Denkschrift von
186610 dargestellt, aber nicht nach den Initiatoren
gefragt wird (S. 15: „Die Einwohner des
Oberen Kinzigtals").

Auf ihrer Grundlage wird jedoch das Bild
eines „langen Kampfs der Schiltacher und Bewohner
des Oberen Kinzigtals für den ersehnten
Bahnanschluss" entworfen, einer Art
„Volksbewegung pro Bahn", das so nicht stimmig
ist: Weil es die Lobbytätigkeit ausblendet,
ebenso die Widerstände, die in den vielen
Zwangsenteignungen11 oder den Einsprüchen
des Wolf acher Gemeinderats (nicht „der Flößer
", S. 23) manifest werden. Verlierer waren
auch alle, die vom Verkehr auf der Straße lebten
: Gasthöfe, Fahrpost, Fuhrbetriebe, Fuhrleute
. Hier wird zwar die Flößerei erwähnt,
deren Rechte, trotz der Polemik der Bahnlobbyisten
(S. 17f.), jedoch gewahrt blieben, wie
der abgebildete Wehrneubau zeigt (S. 22).
Weshalb dort die Verlegung der Kinzig den
Flößern „eine neue, nicht ungefährliche
Krümmung" gebracht haben soll (S. 23), bleibt
unklar. Derartige unbewiesene Behauptungen
stören den Lesegenuss ebenso wie Ungenauig-
keiten12 und unpassende Formulierungen.13

Sicherlich können die Kämpfe Schram-
bergs um eine Bahn nicht voll dargestellt werden
. Doch hätte angemerkt werden müssen,
dass es gerade in Schiltach Widerstände gab,
weil der Verkehr dann am Städtle vorbeiging.
Dies sprach der badische Finanzminister noch
bei der Einweihung an, als er meinte, „die
Schiltacher werden unsere Bahn nicht gerade
als ein erhebliches Bedürfnis für sie betrachten
"14. Unerwähnt bleibt auch der hochpolitische
Streit um den Trassenverlauf, der durch
einen Einschnitt hinter der ev. Kirche führen
sollte. Gegen ihn intervenierte sogar der Oberkirchenrat
beim badischen Staatsministerium
und setzte den teuren Kirchbergtunnel (271
m) durch.15 Technisch wäre zu berichten, dass
für die Strecke mit ihren extremen Kurven eigene
Loks konstruiert wurden (Typ Fa, seit
1894 T 3), die sinnigerweise „Schiltach" und
„Schramberg" hießen. Ohne Nachweis bleibt

der behauptete Zusammenhang zwischen
Bahnbau und dem Schiltacher „Städtetag" seit
1893 (S. 44f.).16

Nimmt die Baugeschichte fast zwei Drittel
des Buchs ein, so handelt das letzte vom Ausbau
der Bahnanlagen und der Entwicklung im
20. Jahrhundert. Die Sprengung der Brücken
1945 betraf auch Schenkenzell, während sie
hier, was unerwähnt bleibt (S. 56), heil blieben
. War die Schramberger Strecke bei ihrem
Bau „das Schmerzenskind der Bahnverwaltung
",17 so galt sie wegen ihrer Unfallhäufigkeit
, die auch Todesopfer forderte, als „Unglücksbahn
".18 Den sie verursachenden Baumängeln
, die zu technischem Verschleiß führten
, hätte man insofern nachgehen müssen,
als dass sie letztlich zur Einstellung der Strecke
führten. Bezüglich des Kampfs um die Kinzigtalbahn
in den 1970er Jahren hätte man gerne
erfahren, wer die „vielen Entscheidungsträger
" waren, die sich für sie einsetzten, und
welche „Aktionen auf der Strecke" dabei halfen
(S. 61). Dass die für die Stadt und Region
wichtige Schiltacher Eisenbahngeschichte
nun mit dem „Bahnpunkt" ein Monument
erhält, ist zu begrüßen. Leider vermag der ihm
zur Seite gestellte Band den gestellten Anspruch
nur zum Teil zu erfüllen. Hans Harter

Amerkungen

1 Ulrich Boeyng: Eiserne Eisenbahnbrücken
in Baden-Württemberg, Stuttgart 1995, bes.
67-82.

2 Albert Kuntzemüller: Geschichte der Kinzigtalbahn
Hausach-Freudenstadt und Schil-
tach-Schramberg, in: Die Ortenau 22
(1935), 89-107, hier 92-94; vgl. 98. - Ders:
Robert Gerwig. Ein Pionier der Technik,
Freiburg 1949, 214-223.

3 Betrifft die ohne Nachweis abgedruckten
Gedichte S. 25 und 38 f. - Vgl. Hans Harter/
Rolf Rombach: Schiltach. Lieder und Gedichte
, Schiltach 2010 (= Beiträge zur Geschichte
der Stadt Schiltach 6), 31; 46 f.

4 Hermann Fautz, Anhang: in: Die Ortenau
22 (1935), 105: Foto vom „Durchschlag des
Häberlesberg-Tunnels" 1885. - Das nicht
lokalisierte Foto S. 27 zeigt den Bahnbau bei
Alpirsbach. - Abb. der Münze zur Eröffnung
der Strecke 1886 in: Schiltach. Schwarz-


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