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Der Schwerpunkt seiner Bemühungen sollte in der Heimat und bei
den einfachen Lesern und Hörern liegen. 1986, nachdem er eine Reihe
von Simplicissimusfreunden um sich vereinigt hatte, konnte er die regelmäßig
von Monat zu Monat zusammentretende Grimmelshausenrunde
im Silbernen Sternen in Gaisbach einrichten, die nach einem
Vortrag über ein literarisches oder regionalpolitisches Thema, zuweilen
mit fünfzig Hörern, diskutierte. Erich Graf lud ein und leitete die Gespräche
, vom Rollstuhl aus auf den Ablauf der oft kontroversen Argumentationen
achtend.
Welche Ausstrahlung von diesen Zusammenkünften ausging,
konnte ich 1991 wahrnehmen, als ich, um die ehemalige DDR kennenzulernen
, etwas planlos in thüringischen Wäldern und Dörfern unterwegs
war. So fand ich zufällig südlich von Meiningen an einem Wegkreuz
das Wanderschild „Nach Grimmelshausen". Ich wusste nicht, ob
es das Dorf sei, aus dem das Geschlecht derer von Grimmelshausen
seinen Anfang genommen hat. Ich fand dort an einem späten Herbstabend
keinen Menschen, den ich hätte fragen können. Doch fand ich
auf einer Anschlagtafel eine maschinengeschriebene Einladung zur
Grimmelshausenrunde in Oberkirch, unterzeichnet von Erich Graf. Ich
war also richtig. Er hatte schon die Verbindung zur Gemeinde Grimmelshausen
aufgenommen, ohne dass ich es wusste. Seine Besuche
dorthin folgten, wie ich später erfuhr.
Er unterstützte mit Leihgaben aus seiner beträchtlichen Bibliothek
das Grimmelshausen-Museum in Oberkirch, war früher Gemeinderat
der Stadt, später in dessen Kulturausschuss, immer mit Anregungen zur
Hand. Die Bürger und der Bürgermeister der Stadt wussten die hier nur
angedeuteten Unternehmungen Grafs zu schätzen. Sie ehrten ihn mit
dem Wappenteller der Stadt. Im Jahr 2001 wurde er als erster Träger des
neugeschaffenen Grimmelshausen-Kulturpreises gewählt, „mit Dank
und Anerkennung für das beispielhafte Wirken im Kulturleben unserer
Stadt", wie es in der Festschrift heißt.
Freilich mußte er seit den 1980er Jahren nach einem Schlaganfall
beträchtliche Einschränkungen seiner Beweglichkeit hinnehmen. Meistens
im Rollstuhl sitzend setzte er so gut es ging seine früheren Unternehmungen
fort. Die beständige Fürsorge seiner Frau half ihm dabei.
Erich Graf ist am 18. Juni 2013 gestorben. Seinen Kindern und Enkeln
fehlt der Vater. Den Grimmelshausen-Vereinigungen fehlt eine der
Leitfiguren. Er möge in Frieden ruhen! Walter E. Schäfer t
Ein bedeutender Germanist: Prof. Dr.
Walter E. Schäfer (29.12.1928-1.1.2014)
Eine große Trauerschar begleitete am 13. Januar 2014 Prof. Walter E.
Schäfer auf seinem letzten Gang in Baden-Baden auf den stillen Bergfriedhof
in Lichtental. Am Neujahrstag war der Germanist und langjährige
Hochschullehrer im Alter von 85 Jahren gestorben. Sein Freund und
Kollege, Prof. Wilhelm Kühlmann aus Heidelberg, hielt ihm die Trauer-
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