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rede (s.u.) Darin hob er nicht nur die zahlreichen wissenschaftlichen
Werke des begnadeten Autors hervor, der sich vor allem in der oberrheinischen
Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts auskannte wie kein
Zweiter. Der blinde Dichter Gottlieb Konrad Pfeffel (1736-1809) aus
Colmar, die literarischen Zeitschriften des 19. Jahrhunderts, die nähere
und weitere Umgebung Johann Jakob Grimmelshausens - außerordentlich
weit gefasst waren das Wissen und das Interesse Prof. Schäfers, der
zudem ein regelmäßiger Autor in wissenschaftlichen Zeitschriften war.
Eine letzte Arbeit war ihm leider nicht mehr vergönnt zu vollenden: Sie
hatte die Kesselflicker des Elsass' zum Thema, die im Mittelalter eine
eigene Gesellschaft bildeten, die unter dem Schutz der Herren von Rap-
poltstein standen. Der Historische Verein für Mittelbaden zeichnete
Prof. Schäfer vor zwei Jahren für sein Lebenswerk mit der Ehrenmitgliedschaft
aus. Die Redaktion der „Ortenau" des Historischen Vereins
ist ihm dankbar für seine vielen wertvollen Beiträge, die das kulturelle
Leben der Vergangenheit am Oberrhein erhellten. Martin Ruch
Walter Ernst Schäfer - Ein Nachruf
Am 1. Januar 2014 verstarb nach einer schweren Herzoperation im Alter
von 85 Jahren Prof. Dr. Walter Ernst Schäfer, der Nestor der Oberrheinforschung
und Ehrenmitglied der Grimmelshausen-Gesellschaft. Seit
geraumer Zeit hatte er mit Krankheiten zu kämpfen, doch bis zum
Schluss setzte er die Reihe seiner Beiträge fort, mit denen er so dicht, so
sachkundig und so kontinuierlich wie kaum ein Zweiter die Literaturgeschichte
des deutschen Südwestens unter Einschluss des alten Elsass
erforschte. Er wurde geboren und starb in Karlsruhe, doch sein Herz
hing an der Landschaft der Ortenau, zumal an dem Örtchen Nonnenweiher
, wo seine Familie einst Fischereirechte und Ländereien jenseits
des Rheins besaß. Seit Jahren publizierte er in der „Ortenau" seine Beiträge
mit besonderer Vorliebe.
Das Schicksal meinte es zunächst nicht gut mit ihm. Noch von der
Schulbank aus wurde er an die Ostfront geschickt, im April 1945 bei den
Kämpfen vor Berlin schwer verwundet und verlor einen Arm. Seine
scharf geschnittene politische Haltung als Pazifist und Rüstungsgegner
hatte mit diesen Erfahrungen zu tun, wohl auch seine Hinwendung zur
Satire als Genre der sozialen Kritik. Nach dem Abitur studierte er in
Bonn Germanistik, Romanistik und Geschichte, unterbrochen durch
ein unvergessliches Stipendium in Aix-en-Provence, in einer Landschaft
, in die er später noch einmal als stellvertretender Leiter des
Goethe-Instituts von Marseille (1962-1964) zurückkehrte. Frankophil
blieb er sein Leben lang. Bei Günther Wey dt promovierte er sich 1957
mit einer Dissertation über Grimmelshausens heroisch-galante Romane.
Bis 1966 wirkte er als Gymnasiallehrer, dann an der Universität Freiburg
/Breisgau und nahm 1973 einen Ruf auf eine Professur an der Pädagogischen
Hochschule Schwäbisch Gmünd an.
Nach der Pensionierung zog es ihn, den „Alt Badener", wieder nach
Westen, nach Baden. Auch nach der Dissertation blieben Grimmelshausen
, Moscherosch, die Straßburger Tannengesellschaft, insgesamt die
Sozial- und Kulturgeschichte des Oberrheins Domänen seiner For-
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