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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 91
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„Erschreckliche warhafftige Newe Zeitung" - Flugschriften
und ihre Bedeutung für die Hexenprozesse

Martin Burkort

„Die große europäische Hexenjagd war im Wesentlichen ein
von der Justiz geprägter Vorgang" - so urteilt ein ausgewiesener
Kenner der Hexenprozesse zu Recht.1 Wohl gab es zu allen Zeiten
auch Formen von Lynchjustiz oder pogromartiges Vorgehen
gegen jene Menschen, die im Verdacht standen, anderen
durch Zauberei geschadet zu haben; die große Hexenverfolgung
in der Frühen Neuzeit aber, der im Ganzen rund 60000
Menschen zum Opfer fielen, war ein nach den Vorschriften der
Zeit geordneter Vorgang, der in formalen Hexenprozessen stattfand
.

Der Straftatbestand, der diesen Prozessen zugrunde lag, war
der sogenannte kumulative Hexereibegriff; er besteht aus mehreren
Komponenten und enthält im Wesentlichen die drei
Elemente Teufelspakt, Schadenszauber und Hexensabbat:

- Der Teufelspakt gilt als Grundlage des gesamten Hexenwesens
. Die Hexe entsagt Gott und ergibt sich dem Teufel.2
Besiegelt wird dieser Pakt durch die Teufelsbuhlschaft, das
heißt sexuellen Umgang mit dem Teufel, der den Hexen zu
diesem Zweck in Menschengestalt erscheint.

- Die Anwendung von Schadenszauber bewirkt Verletzung und
Tötung von Menschen und Tieren sowie Wetterzauber und
Ernteschäden. In seltenen Fällen wird Zauber auch zum
Zweck der Heilung eingesetzt („weiße Magie").

- Hexen gehören einer regelrechten Hexensekte an. Sie trifft
sich regelmäßig beim sogenannten Hexensabbat, verehrt
dabei den Teufel und betreibt gemeinsam Schadenszauber,
vor allem Wetterzauber. Um zu solchen zentralen Hexentreffen
zu gelangen, fliegen die Hexen auf Besen, Tieren und
anderem durch die Luft (Hexenflug).3

Wie die moderne Hexenforschung inzwischen deutlich aufzeigen
konnte, ist dieser kumulative Hexereibegriff im frühen
15. Jahrhundert im Gebiet der heutigen West Schweiz, in Savo-
yen und der Dauphine entstanden.4 Von dort aus verbreitete
sich die Hexenlehre relativ zügig nach Norden in den deutschsprachigen
Raum, nach Süden Richtung Oberitalien sowie in
westlicher Richtung nach Frankreich. Nach Osten hingegen


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