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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 92
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Martin Burkart

drang die neue Lehre nur langsam vor.5 Schließlich stieß die
Ausbreitung dieser Vorstellung auch an Grenzen: In Osteuropa
übernahm die orthodoxe Kirche diese neue Lehre nicht, daher
gab es in Russland kaum Hexenprozesse. Noch strikter lehnte
der Islam die Vorstellung vom Teufelspakt der Hexen ab. In
weiten Teilen Südosteuropas, die damals vom Osmanischen
Reich beherrscht wurden, gab es daher gar keine Hexenprozesse
, aber teilweise Lynchjustiz seitens der christlichen Bevölkerung
. Auch nach Skandinavien kam die Hexenlehre erst spät.
Die Schweden haben sie offenbar erst während des Dreißigjährigen
Kriegs in Deutschland kennengelernt und brachten sie
dann in ihre Heimat, wo es Prozesse in größerer Zahl erst gegen
Ende des 17. Jahrhunderts gab.6

Die Verbreitungsmittel dieser - im 15. und 16. Jahrhundert
durchaus neuen (und keineswegs etwa „mittelalterlichen"7!) -
Hexenlehre waren vielfältig.

Ein wichtiges Medium waren Predigten in den Kirchen. Dadurch
wurde der neue, kumulative Hexereibegriff zum einen
unter die Leute gebracht, und zum anderen bildeten volkstümliche
Predigten den Schnittpunkt zwischen dem bereits vorhandenen
Volksglauben von Zauberei und dem neuen, gelehrten
Diskurs bezüglich der Hexensekte.

Immer wieder aufs Neue verbreitete sich die Hexenlehre
auch durch die stets öffentlich vollzogenen Hinrichtungen der
Hexen, denn dabei wurden die unter der Folter erpressten Geständnisse
der Verurteilten, die sogenannte Urgicht, mit allen
Details betreffend Teufelspakt, Schadenszauber und Hexensabbate
verlesen.

Regelrechte Lehrbücher über die Hexen und ihre strafrechtliche
Verfolgung entstanden ab etwa 1440 und fanden durch die
fast zeitgleiche Erfindung des Buchdrucks rasche Verbreitung.
Dazu zählt das zur Zeit des Basler Konzils (1431-1449) vom
Prior des dortigen Dominikanerklosters, Johannes Nider, geschriebene
Predigerhandbuch Formicarius, das auch auf das
Thema Magie und Zauberei zu sprechen kommt und über
frühe Hexenprozesse im Schweizer Simmental berichtet. Obwohl
das Thema Hexerei zu keinem Zeitpunkt Gegenstand der
offiziellen Konzilsverhandlungen in Basel war, nahmen viele
Konzilsteilnehmer die Kunde von der neuen Hexenlehre mit
nach Hause und sorgten so für deren Verbreitung.

Wenige Jahrzehnte später verfasste der elsässische Dominikanermönch
Heinrich Kramer (latinisiert: Institoris) das wohl
berühmteste, in seiner konkreten Wirkungsgeschichte aber oft
überschätzte Kompendium der Hexenlehre, den Hexenhammer
{Malleus Maleflcarum). Das Werk wurde erstmals 1486 gedruckt


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