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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 97
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Erschreckliche warhafftige Newe Zeitung" - Flugschriften und ihre Bedeutung für die Hexenprozesse

wickelt und die Ortenau gehörte zu den kompliziertesten
Staatsgebilden im Alten Reich überhaupt. Und wie vielerorts
begünstigte die zersplitterte Gerichtsbarkeit ohne starke Zentralgewalt
auch hier die Hexenverfolgung: Es wurden zwischen
1560 und 1630 mindestens 170 Menschen wegen Hexerei hingerichtet
. Ähnlich wie in der Markgrafschaft Baden spielten
sich auch in der Reichsstadt Offenburg17 Hexenprozesse in
verschiedenen, voneinander getrennten Zeiträumen ab, nämlich
zunächst bis 1604, dann im Laufe des Jahres 1608 und
schließlich, mit der höchsten Anzahl von Opfern, von Ende
1627 bis Ende 1629. In der kleinen Reichsstadt mit einer Gesamteinwohnerzahl
von weniger als 2000 Menschen wurden
insgesamt circa 90 Personen hingerichtet.

Für die Grafschaft (ab 1664 Fürstentum) Fürstenberg, deren
Herrschaftsgebiet sich bis weit ins Kinzigtal erstreckte, sind
aufgrund weitgehender Quellenverluste keine gesicherten Angaben
über das Ausmaß der Hexenverfolgung zu machen.18
Dasselbe gilt für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg,19 wo laut
alten Archivinventaren früher vorhandene Protokolle mit Aussagen
in Strafprozessen für den Zeitraum 1624 bis 1641 schon
im Jahr 1914 unauffindbar waren und heute wohl als verloren
gelten müssen. Nachweisen lassen sich lediglich noch die Freilassungen
mehrerer der Hexerei beschuldigter Personen, so
1605 und wieder 1628.

Hexenzeitung von 1533

In Schiltach kam es nach einem anfänglichen „Spuk" im April
1533 zu einem Stadtbrand, der 120 Stadtbewohner obdachlos
machte. Rasch wurde eine kürzlich entlassene Wirtshausmagd
als angebliche Hexe ausfindig gemacht, auf deren Wirken man
den Brand zurückführte. Sie wurde verbrannt. Die Schiltacher
Ereignisse von 1533 wurden gleich mehrfach durch Hexenzeitungen
aufgegriffen.20

Eine erste Flugschrift mit dem Titel Erschrocklich Warhafftige
History wie es yetz auff den Gründonnerstag im Kintzgertal zu Schiltach
im dreyundreissigsten jar, der listig Teufel die frumen leüt daselbs,
mit falschen Worten, pfeiffen, allerley gesang, [et]c. betrogen, zu lest die
Statt gar verderbt, vnd verbrent hat trägt als Erscheinungsdatum
den 26. April 1533, ist also nur zwei Wochen nach dem Stadtbrand
(10. April) erschienen.21 Wie die meisten Flugschriften,
erschien auch diese anonym und ohne Druckort; Verfasser dürfte
der Schiltacher Stadtpfarrer Johannes Schwarz gewesen sein. Seine
Darstellung der Ereignisse ist relativ nüchtern, freilich von der
Überzeugung getragen, der listig(e) Teufel stehe hinter diesen.


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