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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 128
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Andrea Kammeier-Nebel

anordnete. In mehreren Folterverhören gaben beide Frauen zu,
dass Eva Vetter schon länger dem Teufel anhing und auch ihre
Tochter dem Teufel zugeführt hatte. Auf den Hexenfesten
wollte vor allem Maria auch Frauen aus Offenburg gesehen
haben, unter anderem zwei Verwandte der Familie Laupach,97
die Bäckerin Else Gwinner und ihre minderjährige Tochter
Agathe.98 Mutter und Tochter Gwinner waren schon in den
Verhören von 1598 als Hexen besagt worden, sodass der Rat am
29. Oktober Else Gwinner und einige Tage später auch ihre
Tochter verhaften ließ.99 Diese Verfahren führte der Rat „ex
officio".

Die Besagungen der Vetterinnen versuchten Schultheiß
und Stettmeister weitestgehend geheim zu halten.100 Sie informierten
selbst die Ratsversammlung nicht über alle Einzelheiten
.101 Es gelang aber nicht, das Geschehen in den Türmen
völlig von der Außenwelt abzuschirmen. Die Aussagen der
zwei Frauen aus dem Schutterwald machten schon bald die
Runde in der Stadt. Ruprecht Silberrad wurde ein Zettel mit
den Namen besagter Frauen unter die Tür geschoben.102 Dem
Ratsherr Caspar Silberrad wurde nachgesagt, seinen Bruder
Ruprecht mit Informationen aus den Ratssitzungen zu unterstützen
.103

Die neuen Verfahren und die brodelnde Gerüchteküche
bestärkten die Hexenverfolger und Gegner des Rates. Zumal
man sowohl Eva Vetter als auch Else Gwinner vorwarf, ihre
Töchter zum Bösen erzogen und dem Teufel zugeführt zu
haben104 - ein Verdacht, der auch im Fall der beiden Laupach-
töchter kursierte. Der Rat hatte anscheinend aber kein Interesse
, den Fall Laupach und König zu eskalieren.

Es war üblich, geständige Frauen nach weiteren Komplizen
zu befragen. Nur so glaubte man den Bund der Frauen mit dem
Teufel sicher nachweisen zu können. Hielten zwei geständige
Frauen bis zu ihrer Hinrichtung ihre Besagung aufrecht, galt
dies als sicherer Beweis und Grundlage für weitere Verhaftungen
.105 Else Gwinner gestand zwar anfänglich, dass sie von
ihrer „Geschweyin", der hingerichteten Frau Laupach, zum
Hexenwerk verführt worden sei. Sie nahm dieses Geständnis
aber wieder zurück und ließ sich auch durch schwerste Folter
nicht zwingen, andere Frauen zu besagen.106 Maria Vetter hingegen
hatte aufgrund der Folter jeglichen Widerstand gegen die
verhörenden Herren aufgegeben. Sie besagte bereitwillig mehrere
Frauen aus Offenburg und dem Umland. Sie hätte mit
größter Sicherheit in ihrer Angst und Not auch die Laupach-
töchter gerichtsverwertbar beschuldigt, wenn die verhörenden
Herren danach gefragt hätten. Die Laupachtöchter werden in


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