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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 154
(PDF, 94 MB)
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1 Hans Harter

Publikation G. Link
(2011)

Deutung versucht, sowie die überraschend lange und intensive
Rezeptionsgeschichte aufgegriffen.9 Seither konnten, auch aufgrund
der verfeinerten Möglichkeiten der Internet-Recherche,
zusätzliche Dokumente und Textzeugen in Erfahrung gebracht
werden.10 2011 legte der Chemiker Günter Link (Goslar), angeregt
von dieser Publikation, eine weitere Auseinandersetzung
mit dem Thema samt Dokumentensammlung mit 59 Stücken

vor

ii

Sein Ansatz, zu dem er sich polizeilichen Rat holte, ist die
„kriminalistische Aufklärung des Geschehens", für ihn ein
„Justizmord", ohne dass der „wirkliche Täter" bzw. der „Spukteufel
" je bekannt geworden wären.12 Auf der Grundlage der
bereits gesichteten und neu gefundener Quellen entwirft er
eine Rekonstrukion der Vorgänge. Sie mündet als „total andere
Variante" in einer Zweiteilung: „Die Trennung der Spuktage im
März und die eigentliche Straftat des Brands vom 10. April", die
er, obwohl alle „in einem komplizierten Dreiecksverhältnis"
verknüpft sind,13 unterschiedlichen Akteuren und Motiven
zuweist. Doch geht es im Grunde um Liebesbeziehungen, zuerst
der Magd aus Oberndorf zu einem in Schiltach wohnhaften
Mann, der sich dann als Söldner verdingte. Sie zog mit ihm
fort, kehrte jedoch zurück, um in Schiltach bei Schernle zu
dienen. Mit diesem „teilte sie auch das Bett", als im März 1533
der Liebhaber auftauchte und seine Ansprüche geltend
machte.14 Der Landsknecht wird auch namentlich bestimmt,
als „Peter Gressle" aus Rottweil, ein in der Zimmerischen Chronik
genannter „ungotzförchtiger Mentsch".15 Er habe den
„Spukteufel" gespielt, um die Magd „freizupressen", da der Wirt
sie „nicht freigeben" wollte.16 Als dieser nachgab und sie abfertigte
, brauchte er nicht weiter zu rumoren, sodass der Spuk sein
vorläufiges Ende fand.

Die Frage, weshalb er nach elf Tagen wieder begann und im
Stadtbrand gipfelte, erfährt eine überraschende Antwort: Nachdem
Magd und Landsknecht vereint abzogen, hätten sie kein
Motiv mehr für eine Rache gehabt, etwa wegen des Missbrauchs
der Magd.17 So wird in einer kühnen argumentativen
Wendung der Fokus auf Schultheiß Jakob Schernle gerichtet:
Nach dem Spektakel in seinem Haus sei er blamiert gewesen,
wegen der Entlarvung seines Liebesverhältnisses - für ihn als
Stadtoberhaupt ein „Fiasko". Man tratschte über ihn - „aus
einer üblen Nachrede wird schnell ein Rufmord" - sodass er
gegen „diesen öffentlichen Spießrutenlauf" vorgehen musste.
Er kam auf den „fast genialen Plan", die Leute durch Brandlegung
abzulenken und diese auf den „Spukteufel" und die Magd
zu schieben, wie einst Kaiser Nero den Brand Roms auf die


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