Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 168
(PDF, 94 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0169
168 Hans Harter

hatte, sich von Stund an zu seiner Familie zu begeben, diese
ehrlich zu ernähren, „unnützen Weibern" zu entsagen, sich
nicht mehr mit „argwöhnisch" Feuerzeug abzugeben und solche
„Feuerkunst und Waffen" weder in Worten noch Werken
gegen andere zu wenden.84

Zufall oder nicht: Im Profil von Gumprecht bündeln sich
Merkmale, die dem Mann ähneln, den die Magd von hier
kannte: Von Zuhause flüchtig und vagierend, des „Feuerzeugs"
mächtig und kriminellen Tuns verdächtig, 1531 zurück nach
Schiltach verwiesen, wo er der Aufsicht des Schultheiß unterstand
. Die Magd hätte ihn 1533 hier dann wieder getroffen, für
sie überhaupt der Grund, zurückzukommen. So hätte sich mit
ihm der frühere Partner der Magd gefunden, der nachts in ihre
Kammer kam und rumorte. Auf ihn, der von hier stammte,
passt auch der Bericht der 1. Flugschrift, dass „das Gespenst"
alle zu Hilfe geholten Personen mit Namen, Verwandtschaft
und Berufen kannte.85 So ließen sich auch die Drohungen
gegen den Schultheiß verstehen, der ihn aufgrund der Urfehde
im Visier hatte. Das Auftauchen der Magd hätte ältere Konflikte86
bewegt und neue ausbrechen lassen, die den des „Feuerzeug
" kundigen Gumprecht dann die Brandlegung begehen
ließen. Dies kann keine Beweiskraft beanspruchen, da eine
solche Verbindung nicht direkt zu belegen ist. Doch konnten
derartige Konflikte, wie das Beispiel des Jakob Berlin zeigt, zu
Mordbrennertum führen, wobei die Berichte für Schiltach
gleichfalls auf einen derartigen privaten Hintergrund verweisen
.

Weshalb die Einwohner das Ereignis dämonologisch deuteten
, dürfte von der Plötzlichkeit des Brands sowie der Suche
nach dem Schuldigen herrühren. Wohl war die Explosion über
dem Städtchen für die der Wirkung von Sprengstoff schutzlos
ausgesetzten Menschen eine feindliche Einwirkung, die sie
sich nicht erklären konnten und an einen Einbruch des Bösen
glauben ließ. Dazu kam, dass die Fahndung nach dem Urheber
nur teilweise erfolgreich war, habhaft wurde man nur der
Magd, unter zweifelhaften Umständen. Zwar stand sie mit
dem Täter in Verbindung, da es kaum Zufall war, dass ihr Arbeitsplatz
erst zum Spukhaus und dann zum Brandherd
wurde. Tatsächlich war sie nach Oberndorf zurückgekehrt und
wurde dort zur Stunde der Schiltacher Katastrophe gesehen,
was sie jedoch nicht ent-, sondern belasten sollte: So konnte
ihr der Hexenflug als die einzig mögliche Art der Überwindung
der Distanz untergeschoben werden. Angesichts des
Unglücks und der eigenen Ohnmacht suchte man eine Erklärung
in der Hexenlehre, deren Konstrukte sich unter der Folter


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0169