Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 235
(PDF, 94 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0236
Das Kirchweihfest in Offenburg 1415. Ein Fest in dunkler Zeit O Q C

Im Mittelalter freilich verhalf sie auch der Pfarrkirche zu
Einnahmen, weil in der Kapelle Messen für die Verstorbenen
gelesen wurden.

Das jüngst erschlossene Kopialbuch enthält eine Urkunde,
die uns zum Kirchenbau am Beginn des 15. Jahrhunderts einige
interessante Hinweise gibt: Am 12. Juli 1400 besiegelte ein
Jäckhlin Sunnenschein eine Stiftungsurkunde für eine Ewig-
mess uff dem Gerner in der Capellen.22 Er machte also eine zeitlich
unbegrenzte Jahrtagsstiftung für die Kapelle über dem
Beinhaus. (Sacellum S. Michaelis super ossarium ist in den Quellen
mehrfach belegt.) Die Friedhofskapelle war demnach zweigeschossig
. Im Untergeschoss der Kapelle wurden die Totengebeine
, die man bei einer Neubelegung der Grabstätten fand, für
immer aufbewahrt, sodass man den Bürgerprotest gut verstehen
kann: „Lasset die Toten ruhen".

Die Jahrtagsstiftung des Jäckhlin Sunnenschein von 1410 lässt
einige Schlüsse zu:

1. Der Jahrtag war für eine Familie gestiftet worden, die zur
Pfarrei gehörte. Schon 1374 erhielten der Subdiakon Walter
und der Kleriker Henselin, beides Söhne des Walther genannt
Sunnenschin aus Offenburg, je eine Altarpfründe im Spital der
Stadt.23 Stifter war der Priester Nikolaus Sigelin mit Zustimmung
des Pfarrrektors Johannes Sigelin und dessen Amtsvorgängers
Heinrich Dicke. Die Familie Sonnenschein muss
demnach bestens in der Stadt vernetzt gewesen sein.

2. Diese Familie gehörte nach ihrem sozialen Rang zur Führungsschicht
der Stadt. Schon das eigene Siegel Jäcklins
bringt diese Stellung klar zum Ausdruck, schließlich war
dieses Recht der Siegelführung nur wenigen Bürgern vorbehalten
.

3. Der Familienname „Sonnenschein" ist nicht gerade geläufig
, aber seit 1374 über hundert Jahre lang in den Urkunden
zu finden, zuletzt 1477 ein Ludwig Sunnenschein. 1419 gaben
Walter Sonnenschein und dessen Ehefrau Adelheid der Pfarrkirchen
zuo Offenburg einen ewigen Bodenzins auf verschiedene
Äcker in Weier. Dazwischen besiegelte ein Johann Sonnenschein
einige Urkunden zugunsten der Pfarrkirche. Er
wird darin sogar genauer vorgestellt als Johann Sonnenschein,
Kirchherr zuo Offenburg. Mit anderen Worten: Er war der
Pfarrer von Heilig Kreuz in der Zeit, in der die Kirche gebaut
und geweiht wurde. 1421 ist er gestorben.24 Der Spross einer
Offenburger Familie veranlasste offensichtlich mehrfach
Verwandte und Nachbarn, einen Beitrag zum Neubau seiner
Kirche zu leisten.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0236