http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0266
Die Leutkirche in Oberschopfheim: neue Erkenntnisse
zur Chorausmalung und zur Baugeschichte
Bernhard Wink und Regine Dendler
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Einführung
In der Vorbereitungs- und Planungsphase der kürzlich abgeschlossenen
Restaurierung des Innenraums der sogenannten
Leut- oder Gutleutkirche in Friesenheim-Oberschopfheim
wurde der im Chorbereich vorhandene Wandmalereizyklus
ausführlich restauratorisch untersucht. Die ersten Untersuchungen
erfolgten im November 2011 und wurden im Mai
2012 fortgesetzt. Weitere Befunde traten während der Restaurierung
Juli bis Oktober 2014 zutage.
Die restauratorischen Untersuchungen, das darauf basierende
Restaurierungskonzept und die Ausführung der Maßnahmen
wurden von Bernhard Wink mit Unterstützung von
Regine Dendler vorgenommen.
Die komplexen Untersuchungsergebnisse werden im Folgenden
zusammenfassend dargestellt: Im ersten Teil beschreibt
Bernhard Wink die Erkenntnisse aus Untersuchung und Restaurierung
, im zweiten Teil vergleicht Regine Dendler die materiellen
Befunde mit den anlässlich der Voruntersuchung erhobenen
Archivalien. Eine Zusammenschau beider Teile kann
ein annähernd vollständiges Bild der Entstehungsgeschichte
der Innenraumgestaltung bzw. der Wandmalereien in der Leutkirche
vermitteln, wie es auch grundlegende Voraussetzung für
viele konservatorische Entscheidungen in den nun abgeschlossenen
Maßnahmen war.
Teil 1: Die restauratorische Untersuchung
Die Ausgangslage
Die katholische Leutkirche St. Maria und St. Leodegar liegt
außerhalb des heutigen Ortes Oberschopfheim. Im Chor und
im Chorbogen befinden sich Wandmalereien, die wohl auf das
Spätmittelalter zurückgehen. 1905 wurden auf den Chorwänden
Aposteldarstellungen mit darunterliegendem Spruchband
entdeckt. Engel halten hinter ihnen ausgespannte Teppiche in
aufgemalten spitzbogigen Nischen. Im Chorbogengewände
sind die klugen und die törichten Jungfrauen als Büsten in
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