http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0272
Die Leutkirche in Oberschopfheim: neue Erkenntnisse zur Chorausmalung und zur Baugeschichte
nung verschloss. Während der Bearbeitung des Altars ergab
sich die Gelegenheit, die konstruktiv mit dem Altarauszug
verbundene Gipskartonplatte zu entfernen. Zum Vorschein
kam ein gotisches Fenster, dessen Gewändeflächen anders als
im übrigen Chorraum in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
nicht überarbeitet worden waren. Gut einsehbar und nur oberflächlich
verschmutzt fanden sich hier relativ große Fragmente
der Dekorationsmalerei, die gleichzeitig mit den Wandgemälden
ausgeführt worden war: Fein gezeichnete rötliche Ranken
mit grünlichen Zweigen und braun-ocker Knospen schließen
sich an die seitlichen roten Bänderungen an. Später wurden die
Dekorationen mehrfach übertüncht, die rötlichen Bänderungen
vielfach erneuert bis das Fenster mit dem Aufbau des Altars
vermauert wurde. Die Ostfensternische wurde aus konservatorischen
Gründen offengelassen, die konservierten Dekorationsmalereien
jedoch durch den Altarauszug verdeckt.
Rankenmalerei im
Ostfenster hinter dem
Retabelaltar.
Übertünchte Wandgemälde und die Aufstellung
des Retabelaltars
In späterer - barocker - Zeit lassen sich mehrfache helle Kalktünchen
auf der Gemäldeoberfläche feststellen. Es handelt sich
um mindestens sechs Schichten, die vor der Freilegung und
Überarbeitung der Wandgemälde 1905 aufgestrichen wurden.
Die Wandgemälde waren somit in dieser Zeit nicht mehr sichtbar
. So erklärt sich auch der Einbau der aktuellen Fensteröffnungen
im Chor, der mit der vierten Schicht der sechs Fassungen
erfolgte. Diese Bauphase kann vermutlich dem Wiederaufbau
zwischen der Zerstörung 1703 und dem Visitationsprotokoll
von 1762 mit der Feststellung des renovierten Chors
zugeordnet werden (siehe Teil 2).
Eine bemerkenswerte Zwischenphase
stellt eine deutlich unterscheidbare
hellblaue Fassungsebene dar, die
sowohl in den Fenstergewänden als
auch im Chorgewölbe vorliegt. Es
handelt sich um eine naturalistische
Rankenmalerei mit Trauben- und
Weinlaubdarstellungen mit gefirnister
Oberfläche, die während der aktuellen
Restaurierungen in einem kleinen Freilegfeld
im Chorgewölbe dokumentiert
wurde.
Diese Gestaltung steht in Zusammenhang
mit der Errichtung des
Barocke Weinlaubdekorationen
im
Chorgewölbe
Objekt Leutkirche, Oberschopfheim
Datum 8.5.12 Aufnahme!
Bernhard Wink, Restaurator
Heizengasse 28, 77654 Offenburg
Befund 044
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