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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 292
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292

Martin Ruch

Brief von Friedrich
Rudolf an Simon Fink,
4. August 1648.
Quelle: Stadtarchiv
Haslach, Urkunde 7

den nicht ohne Gewaltakte ablief Wer sich auf der
Straße oder unvorsichtigerweise am Fenster zeigte,
setzte sich höchster Gefahr aus. Die Zahl der Getöteten
schätzt man auf 100 bis 200 Personen. Die
Schweden fanden in der Stadt, die zuvor als vollkommen
sicher galt, nicht nur ungeheure Beute (dazu vgl.
unten), sondern nahmen überdies noch mehr als 200
bedeutende Personen gefangen, für die man Lösegeld
erwarten durfte. Ihr prominentester Gefangener war
der Prager Erzbischof Ernst Graf von Harrach. Die
Häuser der Gefangenen - zumeist Adlige, höhere
Geistliche und Beamte - wurden mit derselben
Gründlichkeit geplündert wie die Klöster, darunter
auch das Kloster Strahov, und die Häuser der Domherren
. [Auch Friedrich Rudolf von Fürstenberg
war unter den Gefangenen. Anm. Ruch]
Am 24. Oktober 1648 wurde dann der Westfälische Friede unterzeichnet
, die Kuriere nach Prag waren neun Tage unterwegs. Die
Schweden stellten schließlich das Feuer ein, beluden sechzig Gepäckwagen
mit allen auf der Kleinseite greifbaren Wertsachen
und Kunstschätzen und zogen ab. Dies wiederum ging als der
Prager Kunstraub von 1648 in die Geschichte ein."

Ein berührendes Gedicht über diese schwedische Attacke ist
erhalten und schildert jene Kämpfe in jiddisch: das „schwe-
desch lid" der Prager Juden.6 Es berichtet vom Überfall, als
„fllen di Schweden ein mit großer macht: fll hundert beiden so stark
geherten zu dem Kenigs-mark. Dorch den heiser ouf den Ratschin
sein si eingefalen, gar haimlech onfarsen. Als wachen nidergestosen,
zu mol kain biks ousgelosen, fluks zu der Klainseit hin. (...) di nun
woren in hous, darften sich nit losen büken zu kainem fenzter he-
rous. So bald di kepf worden herous gestosen, thekef (-sofort) als
nider geschosen. Do wor ir leben ous." Auch die Prager Juden verteidigten
ihre Stadt: „wir jidlech komen ach bald do her, goben in
gor fil gewer, gor fll on mos on zol." (=Wir Juden kamen auch
dazu, gaben ihnen viele Gewehre, ohne Maß und Zahl.)

„Meine getreue Untertanen werden mich nit stecken lassen!"

Der Fürst von Fürstenberg hatte für seine Freilassung aus
schwedischer Gefangenschaft nun die horrende Summe von
5000 Reichstalern zu bezahlen, die er natürlich nicht hatte.
Seine ohnehin längst verelendeten und verarmten Untertanen
daheim im Kinzigtale aber, die mussten noch einmal tief in die
Taschen greifen.7


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