http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0344
Zur Planungsgeschichte der Pfarrkirche St. Johannes d.T. in Ottersweier
bleiben, und ein neuer sich der ganzen Kirchenanlage harmonisch
anfügender Giebel vorgesetzt werden, was wohl allgemein
mit Freuden begrüsst werden dürfte.53
Auch Schroth legte einen bündigen Giebel nahe. Für ihn hatte
das neben den ästhetischen und statischen auch praktische
Gründe, schließlich musste auch die Orgel in der Kirche untergebracht
werden:
Um das unschöne Zerschneiden der Westfassade zu verhüten und
das alte prächtige Chorgewölbe (künftig Vorhalle) mehr zu sichern
, haben wir den Giebel bündig mit den Türmen vorgezogen
und den Raum für Aufstellung der Orgel darüber angeordnet.
Dadurch bekommt die Westfassade ein breites volles aussehen,
und der große Missstand im Innern der Kirche, daß nämlich die
Empore sehr tief wird und das Hauptschiff unangenehm drückt
und zerschneidet, fällt weg.54
Zwischen dem vierten, dem Uhren-Geschoss kommt ein Kupfer
gedeckter Kreuzfirst zu liegen, der beide Türme verbindet
und die Anbringung eines Ziffernblattes dort unmöglich
macht. Der Mittelbau mit dem Langhausgiebel ist - im Gegensatz
zu den flankierenden Türmen - nur zweigeschossig. Das
obere Geschoss ist mit einem dreibahnigen Spitzbogen durch-
fenstert und schließt in einer Ebene bündig mit beiden und
sogar im Mauerverband mit dem neuen Turm. Das untere Geschoss
tritt aus der Kirchenfront hinaus. Dies ist der Ummaue-
rung und damit der Stabilisation des alten Chors geschuldet.
Dieser Vorsprung (er ist kein Risalit55, da nicht über alle Geschosse
) macht es möglich, die Vermauerung des ehemaligen,
jetzt zum Platz hin zu liegen kommenden, Chorbogens von
außen unsichtbar zu machen. Nur von innerhalb des Eingangschors
ist die Verschiebung des Portals an den nördlichen Rand
des ursprünglichen Durchganges zu sehen (Abb. 11). Der Vermittlung
zwischen Eingangsvorbau und dem bündigen Ober-
geschoss dient ein Blendstabwerk, das in seiner Filigranität
etwas an das sogenannte Harfenmaßwerk vom unweit gelegenen
Straßburger Münster erinnern mag.
Johannes Schroth bewies im neuen Turm künstlerisches
Feingefühl: die Durchfensterungen des zweiten und dritten
Geschosses zum Platz hin sind - im Gegensatz zur vorherigen
Planung - als Schießscharten und romanische Zwillingsfenster
ausgeführt. Die Homogenität im neogotischen Stil hat er zugunsten
der besseren Integration der romanischen Teile geopfert
. Eine letzte kleine, aber wichtige Veränderung sei bemerkt:
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0344