Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 387
(PDF, 94 MB)
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Innenansicht einer Klosterschule - Hermine Villinger in Offenburg

Kleider. Wenn sie baden, liegt über der Wanne ein Brett bis an
den Hals und Bademäntel muß man auch anziehen. Da sitzt man
nun im Wasser, kann sich nicht rühren und konjugiert Verbes. (66)
Wie sie aussehen, wissen sie nicht, da es keinen Spiegel im Kloster
gibt. (31) Einmal, als Hermine das Jesuskind zeichnen soll, wird
ihr gesagt, sie müsse das Hemdchen höher über die Schulter machen
, worauf sie sich die Bemerkung erlaubt, dass die mere wohl
schon im Schleier auf die Welt gekommen sei. (72) Am Neujahrstag
dürfen sich alle einen Kuß geben, sonst nie. (53) Sie lieben und sie
hassen einander; sie schwärmen füreinander, auch für die eine
oder andere mere, besonders für die mere prefete mit ihrer sanften
Stimme, die aber dann stirbt. (108) Das andere Geschlecht
scheint es - außer in Gestalt eines fernen Vaters oder Bruders,
oder eines Geistlichen - nicht zu geben.

Eine totale Institution

Die Klosterschule, die Hermine Villinger beschreibt, weist nahezu
alle Merkmale einer „totalen Institution" auf.6 Zu ihnen
gehört unter anderen, dass das Leben der Mitglieder an einem
einzigen, von der Außenwelt abgeschlossenen Ort stattfindet
und einer einzigen Autorität unterworfen ist; dass alle Tätigkeiten
dieser Mitglieder gemeinschaftlich ausgeführt und dass sie
genau geplant, geregelt und überwacht werden. Auch tragen
die Mitglieder eine einheitliche Tracht, die ihre Individualität
unterdrückt. Hier zeigt sich, dass die Klosterschule vieles aus
dem Kloster selber übernommen hat (in das man freilich freiwillig
eintritt).

Wer im Sinne der Institution funktioniert, wird belohnt, wer
nicht, bestraft. Wenn man in den Stunden, wo man still sein soll,
spricht, bekommt man eine häßliche Zunge von Stoff an einem Band
über den Rücken gehängt.
Sonntag morgens nach der
Kirche kommt die reverende
mere in die große Klasse, alle
Kinder sind da und die, welche
die Zunge während der
Woche hatten, werden in das
große Buch mit einer schlechten
Note eingetragen. (22)
Und irgendwann ist er
dann da, der feierlichste Tag
des Jahres - la grande se-
ance. Man ist im großen
Saal, die ganze communaute

Kloster Unserer Lieben
Frau, Offenburg.
Postkarte, um 1900.
Stadtarchiv Offenburg


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