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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 391
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Kind und Spiegel seiner Zeit

Ein altes Lesebuch - heute wieder durchgeblättert

Karl Volk

1925 ließ Dr.-Ing. Emil Gutmann im Verlag der Konkordia A. G.
Bühl ein „Deutsches Lesebuch für Gewerbeschulen" erscheinen
, eine „Probe-Ausgabe" so das Titelblatt, ein Buch von 322
Seiten, mithin einen stattlichen Band. Der Herausgeber betrat
Neuland und nahm damit ein Wagnis auf sich. Gutmann war
sich mit seinen beiden von ihm genannten Mitarbeitern, August
und Karl Zimmermann, der Schwierigkeiten wohl be-
wusst. Denn an badischen Gewerbeschulen gab es bisher keinen
systematischen Deutschunterricht. Sorgfältig auszuwählen
waren die Themen, die einen Lehrling angehen konnten, erst
recht die Auswahl einschlägiger Lesestücke. Man konnte ja
nicht ohne Weiteres voraussetzen, dass technisch interessierte
und technikbegeisterte junge Menschen an Literatur ein sonderliches
Gefallen hätten. Es dürfte auch nie vorgekommen
sein, dass ein Lehrling die Gesellenprüfung wegen mangelnder
literarischer Kenntnisse nicht bestand.

Um es gleich zu sagen: die Politik, vollends die Tagespolitik,
fand in diesem Buche keinen Platz. Unerwähnt blieb deshalb
der düstere Anfang der Weimarer Republik. Lehren aus der
jüngsten Geschichte fehlen. Große historische Zusammenhänge
sind nicht dargestellt. Das Lesebuch beschränkt sich auf
Kulturgeschichte, Technik, Kunst, Brauchtum, Volkstum.

Ein Lesebuch, 1925 erschienen, also sehr bald nach dem
Ende des Ersten Weltkriegs konzipiert, musste ein Spiegelbild
der Gesellschaft dieser Jahre sein, auch und gerade dort, wo es
idealisierte. Denn das zeigte sich Kapitel für Kapitel. Dass Religion
und Kirche diese Generation prägten oder doch prägen
sollten, beweist schon ein Text mit der Überschrift „Gebet"
von Emanuel Geibel auf Seite 1. Das Buch verharrte inhaltlich
zunächst in der engeren Heimat, genauer im Familienkreis,
unter den Verfassern der Beiträge waren auffällig viele Geistliche
: Heinrich Hansjakob, Adolf Kolping, Alban Stolz, durchaus
aber auch bekannte Schriftsteller wie Wilhelm von Kügelgen,
Ludwig Richter, Gottfried Keller, Peter Rosegger und Franz
Herwig.

Dass das Familienbild das traditionelle war, die Autorität der
Eltern unangetastet blieb, überrascht nicht. „Der Jugend Zauber
" (Theodor Storm) war jedenfalls damals nur in der Familie


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