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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 397
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Vater Pazifist, Sohn Frontkämpfer - das schwierige
Verhältnis von Adolf und Brandel Geck

Kurt HochstuhO

Die Julikrise stürzte die Sozialdemokraten in ein argumentatives
Dilemma. Dem nationalistischen Taumel, der fast alle europäischen
Gesellschaften erfasste, stand die traditionell internationalistisch
ausgerichtete europäische Arbeiterbewegung wie
gelähmt gegenüber. Bis wenige Tage vor Kriegsausbruch hielt
auch die deutsche Arbeiterbewegung an ihrer bisherigen Friedenspolitik
unbeirrt fest. Noch am 25. Juli 1914 verkündete der
SPD-Parteivorstand: „Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem
Kriege! Hoch die internationale Völkerverbrüderung!" Gleichzeitig
herrschte allgemeines Verständnis auch in den Reihen
der Genossen für eine lokal begrenzte Strafaktion Österreich-
Ungarns an Serbien, dem die Verantwortung für das Attentat
auf den österreichischen Thronfolger zugeschrieben wurde.
Die Gefahr, dass dabei die Logik der Bündnisverpflichtungen
innerhalb der europäischen Staaten eintreten und damit der
Weg zum Krieg beschritten werden würde, wurde allgemein als
sehr gering eingeschätzt. Weitgehend Einigkeit bestand schon
vor 1914 in den Reihen der Sozialdemokraten, dass sie im Falle
eines Angriffskrieges gegen Deutschland uneingeschränkt
ihrer patriotischen Pflicht nachkommen werden. Schon der
Übervater der Partei, August Bebel, hatte dies in der sog. „Flin-
tenrede" 1904 im Reichstag ausgesprochen: „... aber wenn der
Krieg ein Angriffskrieg werden sollte, ein Krieg, in dem es sich
dann um die Existenz Deutschlands handelte, dann - ich gebe
Ihnen mein Wort - sind wir bis zum letzten Mann und selbst
die Ältesten unter uns bereit, die Flinte auf die Schulter zu nehmen
und unseren deutschen Boden zu verteidigen".2

Doch unter dem Druck der sich überschlagenden Drohungen
und Ultimaten und vor allem unter dem Eindruck der offensichtlich
unnachgiebigen Haltung des zaristischen Russlands
gegenüber den Mittelmächten gewann die Überzeugung
zunehmend Raum auch in der SPD, Russland sei der Aggressor,
Deutschland dagegen der Angegriffene, eifrig gefördert von der
offiziellen nationalen Propaganda. Diese Haltung kam der sozialdemokratischen
Seele insofern entgegen, als die politische
Rückständigkeit Russlands eine beliebte Angriffsfläche bot.

Als alles auf einen Krieg hindeutete, verstummten die pazifistischen
Stimmen innerhalb der SPD. Auch wenn sie nach


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