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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 402
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Kurt Hochstuhl

einer der eifrigsten Befürworter der Zustimmung der SPD zu
den Kriegskrediten, wie es am 4. August 1914 auch geschah.
Doch Frank ging noch weiter. Als erster Reichstagsabgeordneter
meldete er sich unmittelbar nach der Abstimmung als Kriegsfreiwilliger
an die Front. Er zog damit die Konsequenz aus seiner
Einschätzung, dass die „internationale Idee ... auf lange
hinaus zurückgedrängt" sei „durch die Realität einer nationalen
Arbeiterbewegung". Umso notwendiger sei daher, seinen „Platz
in der Linie, in Reihe und Glied" einzunehmen, gerade weil
dieser Krieg auch ein Krieg gegen das noch in Preußen geltende
Dreiklassenwahlrecht sei, das bislang die Sozialdemokraten erfolgreich
von jeder politischen Teilhabe ausgeschlossen hatte.12

War dies anfänglich noch als Hoffnung formuliert, so entstanden
daraus - je länger der Krieg dauerte und je mehr Verluste
zu beklagen waren - konkrete Forderungen, wie sie der
Vorsitzende der SPD, der Heidelberger Sattlergeselle Friedrich
Ebert, am 5. April 1916 im Berliner Reichstag unmissverständ-
lich erhob: „Meine Herren, dieses neue Schützengrabengeschlechts
, das in langen Monaten in Kampf und Gefahr gemeinsam
dem Tode ins Auge geschaut hat, dem Tode, der keine
Klassen und keine Ausnahmen kannte, - dieses neue Schützengrabengeschlecht
lässt sein politisches Leben nicht wieder in
die Drahtverhaue des Dreiklassensystems hineinzwingen."13
Die Anerkennung der Gewerkschaften als Verhandlungspartner
1916 wurde als erste Bestätigung der politischen Strategie
der Sozialdemokraten interpretiert. Ludwig Frank durfte dieses
hoffnungsvolle Zeichen für die Integration der sozialdemokratischen
Arbeiterbewegung in den wilhelminischen Staat nicht
mehr erleben. „Ich weiß nicht, ob auch die französischen Kugeln
meine parlamentarische Immunität achten", so schrieb er
schon ahnungsvoll am 23. August 1914, wenige Tage vor dem
Abtransport an die Westfront. Dort starb Ludwig Frank bei
seinem ersten Kampfeinsatz als Gefreiter des 2. Badischen
Grenadier-Regiments „Kaiser-Wilhelm" Nr. 110 am 3. September
1914 in der Nähe von Luneville.14

Sich jetzt einbringen, um später zu ernten und gleichzeitig
das Vorurteil von den vaterlandslosen Gesellen durch die eigene
patriotische Tat zu widerlegen, das waren auch die persönlichen
Motive, die Brandel Geck bewogen, sofort bei Kriegsbeginn
den Soldatenrock überzustreifen. Dass er seinen Vater
damit enttäuschte, war ihm bewusst. Vielleicht auch zu seiner
eigenen Beruhigung interpretierte er diesen Schritt dialektisch:
„Je mehr Vater ... für seine Idee zu kämpfen hat, umso mehr
habe ich ... die Pflicht, das odium abzuwehren, das daraus entspringt
, und dafür die bona fides zu erkämpfen. Und in diesem


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