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Vater Pazifist, Sohn Frontkämpfer - das schwierige Verhältnis von Adolf und Brandel Geck 409
Mit den Zähnen möchte man knirschen. Ich möchte Euch helfen,
u[nd] doch giebt es keine Hilfe, keinen Trost Ihr Liehen, lasst
Euch nicht durch Schmerz überwältigen, lasst die Sonne, die in
Eurem Hause immer strahlt, nicht unter diesem Entsetzlichen
verschwinden. Wir alle stehen unter dem blinden Schicksal, mich
tröstet nur der grimmige Gedanke, dass ich doch auch vielleicht
bald ins Jenseits befördert werde - vielleicht durch eine Kugel der
Gegenrevolution. Aber solange ich lebe, bleibe ich Euch in wärmster
treuester, innigster Liebe verbunden und will mit Euch jedes
Leid, jeden Schmerz teilen.
Tausend Grüsse
Eure Rosa"29
Auch Karl Liebknecht übermittelte sein Beileid. Prophetische
Worte aus dem Mund der revolutionären Galionsfigur der Spartakisten
; wenige Wochen später wurden Luxemburg und Liebknecht
tatsächlich von der Gegenrevolution brutal ermordet.
Aus der Distanz hat es tatsächlich den Eindruck, als habe
mit dem Tode Brandeis die immer strahlende Sonne über dem
Hause Geck gewaltig an Leuchtkraft verloren. Die schon bislang
sparsamen Kontakte mit Hilde Brandel und dem Enkelkind
Ingeborg reduzierten sich weiter - über deren weiteres
Schicksal ist derzeit nichts bekannt. Erika, Freya und Teil verließen
Offenburg, lediglich die jüngste, Rothraud blieb dauerhaft
in der Stadt. Es wurde still bei den Gecks, zumal Adolf
nach dem Scheitern des USPD-Experimentes auch in Baden
seinen politischen Einfluss weitgehend verlor.
Anmerkungen
1 Vortrag, gehalten am 15. Januar 2015, beim Historischen Verein Mittelbaden. Die Vortragsfassung
wurde für die Publikation weitgehend beibehalten.
2 Rede vom 7. März 1904. In: http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt_kll_bsb00002808_00737.
html
3 Zu Adolf Geck vgl.: Dittler, Erwin: Adolf Geck (1854-1942). In: Die Ortenau 62 (1982), 212-301;
63 (1983) 234-273; Haselier, Günther: Inventar des Nachlasses Adolf Geck im Generallandesarchiv
Karlsruhe. Stuttgart 1975; Hochstuhl, Kurt: Wie der Vater, so der Sohn? Adolf und Brandel
Geck, Sozialdemokraten. In: Brüning, Rainer/Brasseur-Wildt, Laetitia (Bearb.): Menschen im
Krieg. 1914-1918 am Oberrhein. Stuttgart 2014, 30-35 (Ausstellungskatalog)
4 Müller, Klaus Peter: Politik und Gesellschaft im Krieg: der Legitimitätsverlust des badischen
Staates 1914-1918. Stuttgart 1998; Schadt, Jörg/Schmierer, Wolfgang (Hrsg.): Die SPD in Baden-
Württemberg und ihre Geschichte: von den Anfängen der Arbeiterbewegung bis heute. Stuttgart
1979
5 GLA N 69 Geck, N 985 (19.09.1914)
6 Zu Brandel Geck vgl.: Rehm, Clemens: Raub oder Rettung? „Kulturgutschutz" 1917 in St. Quentin
durch einen deutschen Offizier. In: Die Ortenau 81 (2001), 435-442; Zimmermann; Clemens:
Krieg, Individualität und Selbstbehauptung: Karl Berberich und Brandel Geck im Ersten Weltkrieg.
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