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Zum Gedenkjahr 2015
Zerrissene Freundschaften - ein Teilaspekt
der großen Verluste von 1914-1918
Manfred Merker*
„Was alles wir ersonnen,
geplant und ausgedacht, -
zerflossen und zerronnen
ist es in Todesnacht/'
Max Boschert
In Adolf Gecks „Kriegsbildern" im Offenburger Tageblatt aus
dem zweiten Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs findet sich auch
der Bericht eines Klassenkameraden über den unerwarteten
Tod seines Anfang 1915 gefallenen Freundes Schorsch. Darin
beschwört er die gemeinsame Schulzeit am Gymnasium und
schließt mit den Worten:
„O Tod, das hast Du schlechtgemacht,
der solche Kraft gering geacht" R.H.
Der inhaltsreiche Nachruf mit seinen detaillierten Angaben
wurde Anlass zu vertieften Nachforschungen über das Schicksal
hinter den beiden unbekannten Namen, deren Ergebnisse
hier vorgelegt werden. Sie stehen in der Mitte dieser alphabe-
thisch gegliederten Untersuchung und haben, trotz der inzwischen
100 vergangenen Jahre, viel Quellenmaterial ans Tageslicht
gebracht. Diese Abhandlung trennt die Darstellungen
zweier Freundesschicksale am Anfang, bei denen ein Freund
überleben konnte, von den beiden am Schluss, bei denen beide
Freunde gefallen sind.
Mit der Erinnerung an diese persönlichen Kriegsschicksale
soll auch aufgezeigt werden, wie bitter die menschlichen Verluste
des Ersten Weltkriegs nicht nur für die Mütter, Väter und
Geschwister, für Ehefrauen und Bräute waren, sondern auch für
Freundschaften, die hier unwiederbringlich für immer zerrissen
wurden. Am Beispiel von fünf Freundespaaren spiegelt sich auch
das ganze Spektrum des im Sommer 1914 von der Jugend begeistert
begonnenen Krieges, der für die meisten mit schwersten
* Studien zur Geschichte des Offenburger Gymnasiums VII
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