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Manfred Merker
Bei Auchy-les-la Bassee im Departement Pas de Calais wird
das Regiment 170 Anfang 1915 in schwere Abwehrkämpfe
gegen Franzosen und Engländer verwickelt, die mit modernen
Waffen, Minenwerfern, tückischen Streugeschossen und starker
Infanterie die deutschen Stellungen zu überrennen versuchen
. Dabei wird Schulkamerad Eitelhans Grüninger vom
gleichen Regiment, dessen beide Brüder ebenfalls im Felde stehen
, mit schweren Kopfverwundungen von seinen Soldaten
aus einem Stellungsgraben geborgen und ins Lazarett transportiert
. Bei seinem nächtlichen Sturmangriff auf die feindlichen
Stellungen am Ziegelhaufen und Prellbock wird auch Georg
Huber am 22.01.1915 von einer Kugel getroffen. Nach einem
Achselschuss, der ihn von einem Schulterblatt bis zum anderen
traf, wird er von den Sanitätern in dasselbe Feldlazarett 9 des
XIV. Armeekorps in Billy-Berclau getragen wie Grüninger. Laut
Regimentsbericht können die 170er erst ab Mitte Februar einen
massiven feindlichen Durchbruchsversuch am Kanal von La
Bassee unter starken eigenen Verlusten erfolgreich abwehren.
Georg Huber wird begleitet von seinem treuen Pfälzer Burschen
, dem Gefreiten Hizelberger, der ihn auch bis zum
Schluss betreut. Der beschreibt in einem launigen Bulletin, wie
sich die Offenburger Offiziere Huber und Grüninger um die
Fensterlüftung im Krankenzimmer des Lazaretts streiten.
Georg Huber selbst hatte aus den Schützengräben viele Briefe
über den Feldpostdienst Adolf Gecks an seine Freunde in der
Heimat geschrieben, wo man sich über seine humorvollen
Schilderungen von der Front freute. Auch im letzten erhaltenen
Feldpostbrief Ende Februar versucht er seine Verwundung
leicht zu nehmen, wenn er schreibt: „Liege seit der Nacht vom
22./23. verwundet mit dem Eisernen Kreuz im Feldlazarett Nr. 9 in
Billy. Bin noch gut davongekommen." Wenige Stunden vorher
hatte er acht Kilometer hinter der Front an einem wunderschönen
Tag bei einem Promenadenkonzert des Regiments mit Kapellmeister
Jahn noch den Wunsch geäußert, dass es bald rasch
vorwärts geht. Zwei Ärzte, viele Krankenpfleger und sein treuer
Bursche bemühten sich wochenlang um Heilung der schweren
Wunden, die die feindlichen Kugeln angerichtet hatten, um
einen heimatlichen Genesungsurlaub zu ermöglichen. Am
12.02. telegrafierte der Chefarzt des Lazaretts, dass „der Zustand
weiterhin sehr ernst" sei, eine Reiseerlaubnis nach Hause
könne er nicht geben. Am 16. Februar konnte er noch zwei
Besuche empfangen, unter seinem Fenster spielte noch einmal
die Regimentsmusik, und Georg plauderte von der Heimat.
Dann musste plötzlich telegrafisch doch der Bruder herbeigerufen
werden, in dessen Armen Georg Huber am 22.02.1915
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